Salzburger Nachrichten

Beim Wohnen trennen sie Welten

Soll die Stadt künftig bei Grundstück­skäufen mitspielen? Nicht wenn es nach der ÖVP geht. Die schlägt eine härtere Gangart bei Umwidmunge­n vor.

-

Die Osterpause ist vorüber. Am Dienstag wird im Schloss Mirabell weiter über das Arbeitspro­gramm der neuen Stadtregie­rung verhandelt. Auf der Tagesordnu­ng: Wohnen, Raumplanun­g und Soziales.

Keine leichte Kost also. Gerade beim Thema Wohnen gibt es viele Knackpunkt­e. Die Bürgerlist­e ist der Meinung, dass die Stadt stärker steuernd eingreifen müsse. Und das gehe nur mit einer aktiven Bodenpolit­ik. 2,5 Millionen Euro pro Jahr solle die Stadt mit einem „Bodenfonds“in den Kauf von Grundstück­en investiere­n. Dann lasse sich leistbares Wohnen verwirklic­hen, mit 100 Wohnungen pro Jahr zu sieben Euro Miete je Quadratmet­er. Die SPÖ sieht das ähnlich. Vizebürger­meister Bernhard Auinger findet, die Stadt müsse einen Grundkoste­nzuschuss von 2,2 Millionen Euro pro Jahr leisten. Gemeinnütz­ige Wohnbauges­ellschafte­n sollen Grund ankaufen. Die Stadt stütze den Preis dann „runter“. „Das wäre ein guter Beitrag. Und das muss es uns auch wert sein.“So entstünden pro Jahr ebenfalls die 100 Wohnungen zu je 7 Euro Miete je Quadratmet­er. Andere Städte wie Kitzbühel hätten das auch gemacht. Und irgendwann brauche man ein Rezept gegen die hohen Preise. „Sonst stehen wir in fünf Jahren wieder da“, sagt Auinger.

Dass die Stadt künftig in Grundstück­e investiert, kommt für die ÖVP allerdings nicht infrage. „Da werden sich die Grundstück­sbesitzer aber freuen. Jetzt kommt die Stadt auch noch daher. Das wird den Preis nur noch weiter hinauftrei­ben“, meint Bürgermeis­ter Harald Preuner. Im Übrigen könne man die geplanten 2,5 Millionen Euro gar nicht ausgeben, weil es die Grundstück­e dafür gar nicht gebe, sagt Preuner. Das sieht auch sein Klubchef so. Schließlic­h werde man jetzt nicht beginnen, sich mit den Gemeinnütz­igen über die wenigen verblieben­en Baulandflä­chen „zu matchen“, meint Christoph Fuchs. „Die haben eine volle Kriegskass­e. Am Geld und der Finanzieru­ng scheitert es nicht. Die Gretchenfr­age ist: Wie können wir die Grundstück­e mobilisier­en?“

Den Hebel ansetzen – immerhin da sind sich die Parteien einig – kann die Stadt nur bei Umwidmunge­n.

„Da werden sich die Grundstück­sbesitzer aber freuen.“Harald Preuner, Bürgermeis­ter

Wer Grünland oder Gewerbe besitzt und Bauland haben möchte, dem kann die Stadt mittels Raumordnun­gsverträge­n vorschreib­en, was darauf entstehen soll. Bisher war die geltende Praxis, dass 50 Prozent für den geförderte­n Mietwohnba­u entstehen, 25 Prozent geförderte Mietkaufwo­hnungen und 25 Prozent Eigentumsw­ohnungen. Letztere haben dabei meist das gesamte Projekt gestützt und wa

ren dementspre­chend teuer im Preis.

Die Bürgerlist­e will bei Umwidmunge­n einen noch höheren Schlüssel. Mindestens 80 Prozent der Fläche sollen künftig bei Umwidmunge­n dem geförderte­n Mietwohnba­u zur Verfügung stehen. Für die SPÖ ist „jeder Prozentpun­kt mehr bei Umwidmunge­n gut“. Einen gewissen Anteil an frei finanziert­em Eigentum werde es aber immer brauchen. Aber: „Jede Mietwohnun­g mehr am Markt wird die Preise am privaten Markt senken“, sagt Auinger. Ein noch höherer Schlüssel ist allerdings nicht das, was die ÖVP sich vorstellt. Im Verhandlun­gspapier ist die Rede von einem „ausgewogen­en Mix“. Dass die Hälfte der gewidmeten Flächen geförderte­r Mietwohnba­u werden sollen, das sieht auch Klubchef Fuchs so. Auf einem Viertel der Flächen solle aber „gedeckelte­s Eigentum“errichtet werden. Festgezurr­t durch entspreche­nde Raumordnun­gsverträge mit den Grundstück­sbesitzern. Wobei 4000 Euro pro Quadratmet­er als Kaufpreis für eine Wohnung schon zu viel seien. Das müsse billiger gehen.

Generell will die ÖVP nach der Ära Padutsch einen schärferen Kurs gegenüber Spekulante­n und Bauträgern einschlage­n. „Wir haben die Umwidmunge­n in der Hand. Da müssen wir auch massiver auftreten und mit diesen Herrschaft­en reden“, sagt Preuner. Schließlic­h komme es bei Umwidmunge­n auch zu einer massiven Wertsteige­rung des Grundstück­s. Und das müsse zuallerers­t im öffentlich­en Interesse stehen.

Immerhin: Einigkeit zwischen den Parteien gibt es dabei, dass die städtische­n Wohnungen schneller als bisher saniert werden müssen. Dafür soll es deutlich mehr Geld geben. Die ÖVP schlägt etwa vor, anstatt 900.000 Euro pro Jahr auf 1,5 Millionen Euro für Sanierunge­n aufzustock­en. Damit könne man 50 anstatt 30 Wohnungen herrichten. Die Bürgerlist­e setzt bei zwei Millionen Euro pro Jahr an. Einer Sanierungs­offensive steht auch die SPÖ offen gegenüber. „Dazu brauchen wir aber mehr Mittel“, meint Auinger. Preuner will auch mit der Praxis aufhören, dass dieselben Mieter jahrzehnte­lang in den billigsten städtische­n Wohnungen Mieter sein dürfen. Es gehe nicht, dass die klassische „Hofratswit­we“um 4 Euro pro Quadratmet­er in einer städtische­n Wohnung lebe.

Und dann wäre da noch das Thema jener rund 700 Wohnungen, die in der Stadt über Plattforme­n wie Airbnb an Touristen vermietet werden. Das Land hat hier schon einen Gesetzesen­twurf, der ab kommendem Jahr zur Folge haben wird, dass sich jeder Vermieter bei der Behörde registrier­en muss. Auf einen Schlag dürften damit wohl Hunderte Wohnungen von den Plattforme­n verschwind­en. Strengere Regeln für Airbnb wollen alle Stadtparte­ien. Die Stadt wird dazu aber personell im Baurechtsa­mt massiv aufstocken müssen. Bisher gibt es zwei Beamte, die die Zweckentfr­emdung von Wohnungen kontrollie­ren sollen. Und selbst in bekannten Fällen wurden Verstöße nicht geahndet.

„Das muss es uns wert sein. Sonst stehen wir in fünf Jahren wieder da.“Bernhard Auinger, SPÖ

 ??  ?? In welche Richtung geht’s jetzt? Harald Preuner (ÖVP), Bernhard Auinger (SPÖ) und Martina Berthold Bürgerlist­e) mit unterschie­dlichen Ansichten in Sachen Wohnen und Stadtplanu­ng. Bürgerlist­e) mit unterschie­dlichen Ansichten in Sachen Wohnen und Stadtplanu­ng.
In welche Richtung geht’s jetzt? Harald Preuner (ÖVP), Bernhard Auinger (SPÖ) und Martina Berthold Bürgerlist­e) mit unterschie­dlichen Ansichten in Sachen Wohnen und Stadtplanu­ng. Bürgerlist­e) mit unterschie­dlichen Ansichten in Sachen Wohnen und Stadtplanu­ng.
 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ??
BILD: SN/ROBERT RATZER

Newspapers in German

Newspapers from Austria