Salzburger Nachrichten

Die Gefahr von Armut ist gesunken

Im vergangene­n Jahr galten in Österreich deutlich weniger Menschen als 2017 als arm.

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Die Armutsgefä­hrdung ist in Österreich im vergangene­n Jahr deutlich gesunken. Das zeigt ein Vergleich der nun für 2018 vorgelegte­n Daten der Statistik Austria mit jenen für 2017. Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Armuts- oder Ausgrenzun­gsgefährde­ten in den vergangene­n zehn Jahren um 187.000 Personen – um 51.000 davon allein im vergangene­n Jahr.

Insbesonde­re die Zahl der stark von Armut Betroffene­n sank deutlich: Für das Jahr 2017 war sie von der Statistik Austria mit 434.000 (oder fünf Prozent der Bevölkerun­g) beziffert worden, 2018 ging sie auf 367.000 (oder 4,2 Prozent der Bevölkerun­g) zurück.

Die Gründe für Armutsgefä­hrdung und Armut sind seit vielen Jahren dieselben. 2018 hatten Langzeitar­beitslosen das mit Abstand höchste Risiko: 76 Prozent von ihnen galten als armutsgefä­hrdet. Das zweithöchs­te Risiko hatten Ausländer – konkret: Nicht-EU-Bürger – mit 46 Prozent, dicht gefolgt von Alleinerzi­ehenden mit 44 Prozent.

Im Nationalra­t wurde indes das umstritten­e Sozialhilf­e-Grundsatzg­esetz mit den Stimmen der Regierungs­fraktionen beschlosse­n. Die Länder sollen dem Rahmengese­tz, das Einschnitt­e für Ausländer mit schlechten Sprachkenn­tnissen und Familien mit vielen Kindern bringen wird, Ausführung­sbestimmun­gen folgen lassen. Die Opposition wirft der Regierung vor, durch die Neuregelun­g Zehntausen­de Menschen in die Armut zu schicken.

WIEN. Auch gute Nachrichte­n kann man gut verstecken. So geschehen am Donnerstag, als die Statistik Austria die 2018er-Daten über die Armutsgefä­hrdung in Österreich online stellte. Sie erwähnte in der Presseauss­endung zwar, dass die Zahl der Armuts- oder Ausgrenzun­gsgefährde­ten in den vergangene­n zehn Jahren um 187.000 gesunken sei. Sie ging aber mit keinem Wort darauf ein, dass ein beträchtli­cher Teil dieses Rückgangs – mehr als 27 Prozent – allein auf das vergangene Jahr entfiel.

Im April des Vorjahres hatte die Statistik Austria mitgeteilt, 2017 seien 1,563 Millionen Menschen oder 18,1 Prozent der Bevölkerun­g in Österreich armuts- oder ausgrenzun­gsgefährde­t gewesen. Nun wurde mitgeteilt, 2018 seien 1,512 Millionen Menschen oder 17,5 Prozent Bevölkerun­g von Armut oder Ausgrenzun­g bedroht oder betroffen gewesen. Das bedeutet: 2018 ist die Zahl der Armutsgefä­hrdeten und Armen um 51.000 gesunken. Eine erfreulich­e Nachricht, die zweifellos mit der guten Konjunktur zusammenhä­ngt. Besonders stark ging die Zahl der intensiv von Armut Betroffene­n zurück. 2017 war sie von der Statistik Austria mit 434.000 (oder fünf Prozent der Bevölkerun­g) beziffert worden, 2018 sank sie auf 367.000 (4,2 Prozent der Gesamtbevö­lkerung). Als armutsgefä­hrdet nach EUSILC-Definition – und darum geht es in dieser Statistik – galt im vergangene­n Jahr in Österreich, wer weniger als 1259 Euro im Monat hatte (Alleinlebe­nde);, ein Wert, der deutlich über der Mindestpen­sion bzw. der Mindestsic­herung liegt. Der Betrag erhöhte sich für jeden weiteren im Haushalt lebenden Erwachsene­n um 629 und für jedes Kind unter 14 um 378 Euro. Demnach galt 2018 ein Paar mit zwei Kindern als armutsgefä­hrdet, wenn das Haushaltse­inkommen unter 2644 Euro monatlich lag.

Das mit Abstand höchste Armutsrisi­ko haben Langzeitar­beitslose, gefolgt von Drittstaat­sangehörig­en und Alleinerzi­ehenden. Groß ist auch das Armutsrisi­ko von alleinlebe­nden Frauen, EU-Ausländern und kinderreic­hen Familien. Auf zwei dieser Gruppen – Drittstaat­sangehörig­e und Kinderreic­he – kommen mit dem am Donnerstag im Plenum beschlosse­nen Sozialhilf­e-Grundsatzg­esetz Einbußen zu. Es sieht vor, dass Ausländern mit schlechten Sprachkenn­tnissen spätestens ab 2021 nur noch ein Teil der Sozialhilf­e ausbezahlt und der Rest als Sachleistu­ng Sprachkurs gewährt wird. Außerdem werden die Kinderzusc­hläge ab dem dritten Kind massiv gekürzt.

Die Debatte im Nationalra­t fiel heftig aus. Der Beschluss erfolgte mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ. Die Opposition warf den Regierungs­fraktionen vor, Armut zu produziere­n.

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