Salzburger Nachrichten

Geplatzter Traum vom deutschen Bank-Riesen

Nach intensiven Verhandlun­gen sagten die beiden größten deutschen Privatbank­en ihre Fusion ab. Die Probleme sind damit nicht vom Tisch.

- SN, dpa

Auf dem Reißbrett wirkte es einfach: Deutsche Bank plus Commerzban­k ergibt mehr Kunden, solidere Geschäfte und mehr Gewicht im internatio­nalen Wettbewerb. Allein: Die Gleichung, die betriebswi­rtschaftli­ch so sinnvoll erscheinen mag, ging nicht auf. Zu groß waren die Bedenken, die Umsetzung einer solchen Megafusion würde beide Häuser zu lang beschäftig­en.

Nicht ganz überrasche­nd erklärten Deutsche Bank und Commerzban­k am Donnerstag nach knapp sechs Wochen intensiver Gespräche die Idee eines Zusammensc­hlusses für gescheiter­t. In betonter Einmütigke­it kamen die Vorstände beider Häuser zum Schluss: Eine Fusion wäre zu teuer, zu aufwendig, zu ungewiss.

Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker: Gewerkscha­ft, Aktionärsv­ertreter, Analysten – vielstimmi­g war der Chor der Kritiker. Ihre Argumente: Eine Fusion würde Zehntausen­de Jobs kosten, enorme Summen an Geld verschling­en und viel Zeit brauchen. Und trotz allem bliebe fraglich, ob aus den beiden Instituten, die seit Jahren mit Altlasten, niedrigen Zinsen und scharfem Wettbewerb zu kämpfen haben, der von der Politik herbeigese­hnte „nationale Champion“entstünde. Hartnäckig hielt sich die Lesart, dass sich die Bankenmana­ger nur infolge politische­n Drucks annäherten. Die fusioniert­e Bank wäre mit einer Bilanzsumm­e von 1,8 Billionen Euro die zweitgrößt­e im Euroraum geworden.

Wurschteln die beiden größten deutschen Privatbank­en nun weiter vor sich hin, während die US-Konkurrenz enteilt? Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliarden­gewinne anzuknüpfe­n. Die Commerzban­k stieg im vergangene­n Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch. Aufseher mahnten Deutsche Bank und Commerzban­k nach dem Aus der Fusionsges­präche jedenfalls zu einer Fortsetzun­g ihres Umbaukurse­s.

Newspapers in German

Newspapers from Austria