Salzburger Nachrichten

110.000 Tote durch Masern

Die Ausbreitun­g des Virus schreitet zügig voran: In den USA galten die Masern bereits als eliminiert – aktuell sind 695 Fälle bekannt. Experten schlagen Alarm.

- SN, dpa

In den ersten drei Monaten des heurigen Jahres wurden nach Angaben des Kinderhilf­swerks der Vereinten Nationen (UNICEF) weltweit mehr als 110.000 Masernfäll­e gemeldet – fast 300 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Schätzungs­weise 110.000 Menschen, die meisten davon Kinder, starben 2017 an Masern, um 22 Prozent mehr als 2016.

„Der Boden für die aktuellen weltweiten Masernausb­rüche wurde schon vor Jahren bereitet“, betonte UNICEF-Exekutivdi­rektorin Henrietta Fore. „Nicht geimpfte Kinder sind der willkommen­e Wirt für das Masernviru­s. Wenn wir es ernst meinen mit der Verhinderu­ng einer epidemisch­en Ausbreitun­g dieser gefährlich­en, aber vermeidbar­en Krankheit, müssen wir jedes Kind impfen, sowohl in einkommens­schwachen als auch in reichen Ländern.“Schätzungs­weise 169 Millionen Kinder verpassten zwischen 2010 und 2017 die erste MasernTeil­impfung – durchschni­ttlich 21,1 Millionen Kinder pro Jahr.

Die Vereinigte­n Staaten führen die Liste der Länder mit hohem Einkommen an, in denen mit mehr als 2,5 Millionen die meisten Kinder zwischen 2010 und 2017 nicht die erste Teilimpfun­g gegen Masern erhalten haben. Gefolgt von Frankreich und dem Vereinigte­n Königreich mit mehr als 600.000 bzw. 500.000 nicht geimpften Säuglingen im gleichen Zeitraum.

In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist die Situation weit kritischer. 2017 hatte etwa Nigeria mit fast vier Millionen die höchste Zahl von Kindern unter einem Jahr, die die erste Dosis nicht erhalten haben. Darauf folgten Indien (2,9 Millionen), Pakistan und Indonesien (je 1,2 Millionen) sowie Äthiopien (1,1 Millionen).

Die Folgen treten in den USA bereits deutlich zutage: Die US-Gesundheit­sbehörde CDC hat eine Rekordzahl von Masernfäll­en registrier­t. Demnach stieg die Zahl der gemeldeten Krankheits­fälle aus 22 Bundesstaa­ten aktuell auf 695. „Das ist die höchste Zahl von Fällen, die seit der Eliminieru­ng der Masern in diesem Land im Jahr 2000 gemeldet wurde“, teilte die Behörde mit.

Die hohe Zahl sei vor allem auf Ausbrüche in den US-Bundesstaa­ten Washington und New York seit Ende 2018 zurückzufü­hren. Je länger die Ausbrüche andauerten, desto größer sei die Wahrschein­lichkeit, dass die Krankheit wieder in den USA Fuß fassen könne. Die Ausbreitun­g der Krankheit führt die CDC auch auf Fehlinform­ationen über die Sicherheit von Impfstoffe­n zurück. „Impfstoffe sind eine sichere und höchst effektive Lösung zur Vorbeugung gegen die Krankheit“, betonte Gesundheit­sminister Alex Azar. Masern können zu schwerem Durchfall, Lungenentz­ündung und Sehschäden führen und sogar tödlich sein.

„Wir müssen jedes Kind impfen.“Henrietta Fore, UNICEF

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