Vor viertem Saisonlauf ist Wettrüsten im Gang
Was in vergangenen Jahren erst mit dem Europa-Auftakt in Barcelona einsetzte, beginnt nun schon früher: der Technikwettlauf der F1-Teams.
Die Formel 1 steht nach drei Überseerennen an der Grenze zu Europa. Zum vierten Mal ist Sonntag (Start 14.10 MESZ) der Stadtkurs von Baku Schauplatz eines Grand Prix – und wer dachte, wie üblich erst in Barcelona zwei Wochen später werden Teams die ersten großen technischen Neuerungen bringen, der irrt: Das Wettrüsten hat schon begonnen.
Red Bull will näher an Mercedes, Toro Rosso näher an die besten Mittelfeldteams herankommen. Und Honda will auch mehr bieten als bisher, auch wenn die Standfestigkeit nicht mehr mit vergangenen Jahren zu vergleichen ist. „In Baku bringen wir den Spec-2-Verbrennungsmotor, und zwar für alle vier Autos vom ersten Training an“, bestätigt Hondas F1-Chef Toyoharu Tanabe. Red Bulls Motorsportboss Helmut Marko erwartet sich „dadurch 20 PS mehr Leistung als die Motoren, die wir in Melbourne, Sakhir und Schanghai einsetzten“.
Christian Horner, Teamchef bei Red Bull Racing, meinte sogar: „Da sind Dinge in der Pipeline, die uns helfen sollten, die Kleinigkeiten zu finden, durch die uns die besten Autos bisher voraus waren.“Tanabe erklärte weiters, dass die Vorteile des neuen Motors primär in Langlebigkeit und Verlässlichkeit lägen und weniger im Leistungsgewinn, obwohl auch dieser erkennbar sein werde. Leistung wird gerade auf dem Baku Circuit mit einer über zwei Kilometer langen Zielgeraden erheblich sein.
Auch bei Ferrari tut sich einiges, nicht nur wegen Sebastian Vettels abrasiertem Schnurrbart. Die Italiener bringen mehrere Updates ans Kaspische Meer – und die Hoffnung, dass sich die Diskussionen um Vettels Bevorzugung gegenüber dem jungen Teamkollegen Leclerc erübrigen werden, „dann nämlich, wenn wir das schnellste Auto haben werden“, behauptete Teamchef Mattia Binotto. „Wir haben alle Daten aus den ersten drei Rennen, die nicht nach Wunsch verliefen, analysiert und die Schlüsse daraus gezogen. Wir kommen sehr gut vorbereitet nach Baku“, ergänzte Binotto.
Doch es wird auch hier darauf ankommen, welches Team die Reifen am schnellsten in den optimalen Betriebsbereich bringt – ein Feld, in dem Mercedes bisher gegen Ferrari und Red Bull voran war.
Mercedes brachte bisher kleinere Neuerungen in jedem Rennen und wird dies auch in Aserbaidschan tun. Die drei Doppelsiege in den ersten drei WM-Läufen waren der erste „Hattrick“eines Teams seit 27 Jahren: 1992 siegte in Südafrika, Mexiko und Brasilien jeweils Nigel Mansell vor Riccardo Patrese in den Williams-Renault.