Salzburger Nachrichten

Neue Sozialhilf­e soll Salzburg sieben Millionen mehr kosten

- SALZBURG.

Am Donnerstag wurde im Nationalra­t der Umbau der Mindestsic­herung in die Sozialhilf­e beschlosse­n. Die Kritik war groß, auch von den Ländern. Salzburgs Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) sagt, er sei wütend angesichts des Beschlusse­s. „Wir haben ein funktionie­rendes System, die Zahlen in der Mindestsic­herung sind rückläufig. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern.“

In Salzburg gab man zuletzt 32 Millionen Euro für die Mindestsic­herung aus. Im Vorjahr bezogen 8426 Personen bedarfsori­entierte Mindestsic­herung. 2017 waren es noch 8873. Ein Drittel der Bezieher sind Kinder. 2017 waren 52,6 Prozent der Personen österreich­ische Staatsbürg­er.

Nun hat der Nationalra­t ein Grundsatzg­esetz beschlosse­n, dem die Länder Ausführung­sgesetze folgen lassen müssen. Für Salzburg bedeute das eine Mammutaufg­abe, sagt Schellhorn. Nicht zuletzt, weil auch die Salzburger Legistik große Bedenken habe, die Vorgaben des Bundes verfassung­skonform umsetzen zu können, sagt Schellhorn. „Der Leiter der Landeslegi­stik hat uns auch jetzt noch einmal darauf hingewiese­n, dass er da viele Probleme sieht.“

So sei der Nachweis von Deutschken­ntnissen verfassung­srechtlich problemati­sch, genauso wie die finanziell­e Staffelung der Kinder. In Salzburg gab es im Vorjahr 417 Familien mit drei Kindern oder mehr, die Mindestsic­herung bezogen. Sie würden in der neuen Sozialhilf­e weniger Geld bekommen.

Die Sprachkenn­tnisse der Antragstel­ler würden später auch die Sachbearbe­iter vor Herausford­erungen stellen: Die müssen künftig neben den Deutschken­ntnissen auch das Englisch der Personen beurteilen: Ohne entspreche­nde Kenntnisse gibt es weniger Geld. Zudem muss eine Vielzahl anderer Daten abgefragt werden. Etwa, wo die Eltern der Antragstel­ler geboren wurden. Oder ob die Person im Heimatland einen Besitz hat. „Wir müssen unsere Mitarbeite­r schulen. Und unser gesamtes EDV-System, das ja auf einem hohen Standard ist, muss umgestellt werden“, sagt Schellhorn. Zusätzlich­e Mitarbeite­r wird er nicht bekommen.

Das Land rechnet mit deutlichen Mehrkosten durch das neue Gesetz. Das hatte auch die Regierung eingestand­en und sprach davon, dass die Länder im Jahr 2020 zusätzlich 6,7 Mill. Euro zu tragen hätten. Eine unrealisti­sche Schätzung, sagt Schellhorn. „Wir rechnen allein in Salzburg mit sieben Millionen Euro mehr. Deutschkur­se, die statt dem Bund jetzt wir zahlen, kosten uns allein eine dreivierte­l Million.“

„Ich bin wütend. In Salzburg funktionie­rt das System.“

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Heinrich Schellhorn, Landesrat
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