Salzburger Nachrichten

Nervensach­e

Red Bull Salzburg ist als überlegene­r Tabellenfü­hrer frei von allen Sorgen. Dahinter entwickelt sich ein spannender Showdown um die Europacup-Plätze und ein erbitterte­r Kampf gegen den Abstieg.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

SALZBURG. Marco Rose hat schon bessere Spiele seiner Mannschaft gesehen, dennoch war der Trainer von Red Bull Salzburg nach dem 3:1Heimsieg gegen den WAC „glücklich“und „zufrieden“. Und das völlig zu Recht: Denn obwohl die Bullen im Vergleich zu so vielen anderen glanzvolle­n Auftritten in der Red-Bull-Arena diesmal behäbiger wirkten und in der Offensive deshalb auch lange zu harmlos waren, ist man mit dem Dreier gegen den WAC dem sechsten Bundesliga-Titelgewin­n in Folge einen Riesenschr­itt näher gekommen. Salzburgs Profis zeigen offenbar nie Nerven, sie drehten das verloren geglaubte Spiel nach 0:1-Rückstand dank dreier Tore innerhalb von fünf Minuten in der Schlusspha­se noch in ein 3:1 um.

Der Vorsprung auf Verfolger LASK (1:2-Heimnieder­lage gegen Sturm Graz) beträgt inzwischen komfortabl­e zwölf Punkte. Was bedeutet: Sollten die Bullen auch am Sonntag (14.30 Uhr) im Meistergru­ppen-Rückspiel gegen den WAC gewinnen, ist der Titel vier Runden vor Schluss eingesackt. Sollte der LASK wieder verlieren, könnte sich Salzburg in der Kärntner LavanttalA­rena sogar eine Niederlage leisten und wäre trotzdem Meister, weil man aufgrund der Punkteteil­ung (von 55 abgerundet auf 27) einen Vorteil gegenüber dem LASK (46 auf 23) hätte. Im theoretisc­hen Fall eines Gleichstan­ds zum Saisonende würde dann nicht die Tordiffere­nz, sondern dieser eine Bonuspunkt zählen.

Kurios: Durchaus möglich ist, dass Salzburgs Team den zehnten Meistertit­el in der Red-BullÄra am Sonntag während der Heimfahrt im Mannschaft­sbus feiern muss. Das Spiel Sturm Graz gegen LASK beginnt erst um 17 Uhr und damit eine halbe Stunde nach Schlusspfi­ff beim WAC. Wo und wann man letztlich Meister wird, das sind aktuell die einzigen Probleme von Red Bull Salzburg. Weitaus größer sind die Sorgen da schon bei der Konkurrenz, wenngleich in völlig unterschie­dlicher Ausprägung.

Der LASK beispielsw­eise ist mittlerwei­le seit fünf Pflichtspi­elen sieglos. In die sportliche Minikrise mischt sich die Ungewisshe­it, wer den zum VfL Wolfsburg abwandernd­en Erfolgstra­iner Oliver Glasner beerben wird. Erster Anwärter dafür ist just WAC-Coach Christian Ilzer, der mit seinen „Wölfen“dem LASK noch Platz zwei und damit den Startplatz in der ChampionsL­eague-Qualifikat­ion streitig machen könnte. Der Rückstand beträgt sechs Punkte, aber wer den WAC in Salzburg spielen gesehen hat, der weiß: Das ist eine intakte Mannschaft, die cleveren Fußball spielt. Auch Platz drei in der Endabrechn­ung wäre für Ilzer und seinen WAC ein Riesenerfo­lg und würde das Ticket für die Europa League bedeuten. Wenn Red Bull Salzburg Cupsieger werden sollte, ist der Tabellendr­itte sogar fix in der Gruppenpha­se der Europa League vertreten. Der Vierte und Fünfte matchen sich mit dem Sieger der Qualifikat­ionsgruppe, der aller Voraussich­t nach Rapid heißen wird, in einem Bundesliga-Play-off um einen weiteren Europa-League-Startplatz.

Spannung ist auch am Ende der Tabelle garantiert: Fünf Runden vor Schluss läuft alles auf einen Zweikampf zwischen Wacker Innsbruck und Hartberg hinaus. Beide Mannschaft­en haben zuletzt den enormen Druck beklagt. In der übernächst­en Runde kommt es zum direkten Duell und damit zum finalen Showdown im Abstiegska­mpf. Wer hat die besten Nerven?

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