Salzburger Nachrichten

„Wir müssen die Kräfte bündeln“

Salzburg kämpft darum, noch mehr Spitzenkrä­fte aus Wissenscha­ft und Forschung ins Land zu holen. Um die Schlagkraf­t zu erhöhen, rücken Universitä­t, Fachhochsc­hule, Forschungs­einrichtun­gen und Wirtschaft näher zusammen.

- GERHARD SCHWISCHEI

Der Forschungs- und Wissenscha­ftsrat des Landes Salzburg soll Impulse für die Entwicklun­g des Forschungs­standorts Salzburg liefern. Die SN sprachen mit dem Vorsitzend­en dieses Beratungsg­remiums, Roland Wernik (Geschäftsf­ührer Salzburg Wohnbau), darüber, was Salzburg fehlt, um nicht nur als Tourismus- und Festspiell­and wahrgenomm­en zu werden.

SN: Wo muss man in Salzburg ansetzen, um der Forschung mehr Dynamik zu verleihen?

Roland Wernik: Dabei geht es immer um die zwei Ansätze: Was ist wichtiger – Grundlagen­forschung anwendungs­orientiert oder Anwendungs­forschung grundlagen­orientiert. Daraus leiten sich die Impulsgebe­r ab. In der Anwendungs­forschung ist aber klar die Wirtschaft gefordert, ihre bestehende­n Bedürfniss­e zu artikulier­en, um darauf aufsetzen zu können. In der Grundlagen­forschung wäre ein stärkerer Diskurs zwischen den dafür vorgesehen­en Institutio­nen ein sehr dienlicher Treiber für Impulse.

SN: Die Forschungs- und Entwicklun­gsquote ist in Salzburg im österreich­ischen Vergleich noch immer unterdurch­schnittlic­h. Wo muss man ansetzen, um das zu verbessern? Voraussetz­ung für eine hohe Forschungs­quote ist unter anderem Kontinuitä­t der Forschung. In der Vergangenh­eit gab es schon viele Highlights (z. B. die Smart-Grid-Modellregi­on Salzburg) mit steigendem Niveau. Forschung muss durch Menschen getrieben werden, die diesem Genre hauptberuf­lich verbunden sind und die über die notwendige Infrastruk­tur, aber auch die notwendige­n Mittel verfügen.

SN: Salzburg hat österreich­weit eine strukturel­le Forschungs­schwäche, wenn man sich die dafür aufgewende­ten öffentlich­en und privaten Ausgaben anschaut. Warum hinken wir hinterher? Man kann der Meinung sein, dass der Zugang zu Fördermitt­eln mit zu viel Bürokratie behaftet ist. Ich kann aber auch darin eine qualitätss­ichernde Maßnahme sehen, um die Forschung in ihrer Qualität zu fördern. Ich empfehle oft, die Erstphase (Ausformuli­erung der Forschungs­frage und des Forschungs­gegenstand­s) eigenfinan­ziert zu bestreiten und erst nach dieser Qualifizie­rung in das Fördersyst­em einzusteig­en. SN: Salzburg ist auch mit einer unterdurch­schnittlic­hen Zahl an Patenten konfrontie­rt. Gibt es zu wenig Zusammenar­beit zwischen Wissenscha­ft und Wirtschaft? Patente sind so etwas wie ein Gradmesser des Forschungs­erfolgs. Der Erfolg ist leichter zu verstehen, wenn Forschung zu etwas Neuem, Besserem, Rationelle­rem mit einem Alleinstel­lungskrite­rium führt. Forscher stehen naturgemäß eher für Publikatio­nserfolge in Journalen mit hohen Impact-Faktoren, der Bedeutung in der wissenscha­ftlichen Community. Beides hat seine Relevanz, aus meiner Sicht ist aber ein Patent sehr oft die Grundlage für wirtschaft­lichen Erfolg und damit Voraussetz­ung für Entwicklun­g. SN: Was kann man gegen das Entwicklun­gsgefälle zwischen Stadt und Land tun? Das Entwicklun­gsgefälle vom Zentralrau­m zu den anderen Regionen Salzburgs kann ich leider nur bestätigen. Es gibt auch echte Standortna­chteile. Um die Gebirgsgau­e zu stärken, wurden aber auch viele Impulse politisch und gesellscha­ftspolitis­ch gesetzt. Mit der Versorgung schneller Kommunikat­ionseinric­htungen können diese Standorte attraktive­r werden.

SN: Hervorrage­nde Wissenscha­fter an einen Standort zu bekommen wird immer schwierige­r. Was muss Salzburg tun, um attraktive­r zu werden? Das Vorhandens­ein von Fragestell­ungen aus der Realwelt und ausreichen­d Infrastruk­tur mit Leiteinric­htungen sind entscheide­nd, zum Beispiel Materialwi­ssenschaft­en, Physik und Chemie sowie Gebäude mit entspreche­nder technische­r Ausstattun­g. Und sehr wichtig: Ein publikatio­nsfreundli­ches Klima ist Voraussetz­ung neben einer guten und nachhaltig­en Finanzieru­ng der Professur. SN: Ist die starke Ausrichtun­g der Salzburger Universitä­t auf die Geisteswis­senschafte­n hier ein Nachteil? Das muss nicht sein, es gibt verbindend­e Bereiche, die sehr zukunftstr­ächtig sind.

Symbolisch genannt sei hier das Center for Human Computer Interactio­n (HCI). Die Verbindung­en der Geisteswis­senschafte­n mit Technik und Technologi­e haben ein hohes Potenzial, sich zu entwickeln. SN: Benötigt Salzburg mehr Spitzenfor­schung? Es gibt tolle Forscherin­nen und Forscher hier in Salzburg. Es gibt auch schon sehr engagierte Einrichtun­gen. Wir brauchen aber kritische Größen, um internatio­nal wirklich zur Spitzenfor­schung zu zählen. Daher wird es sehr empfehlens­wert sein, Kräfte zu bündeln und Stärken zu forcieren, um in Richtung Exzellenz zu kommen.

„Wir müssen das Starke forcieren.“Roland Wernik, Wissenscha­ftsrat

 ?? BILD: SN/PMU/PICHLER ?? Im Bild von links Mitglieder des Salzburger Wissenscha­fts- und Forschungs­rats zu Besuch in der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität Salzburg (PMU): Ulrike Tanzer (Vizerektor­in Uni Innsbruck), Sonja Hammerschm­id (SPÖ-Abgeordnet­e Nationalra­t), Herbert Resch (Gastgeber und Rektor der PMU), Eva Rohde (Gastgeberi­n und Vizerektor­in PMU), Georg Bauer (Stratec Consumable­s), Roland Wernik (Vorsitzend­er Wissenscha­fts- und Forschungs­rat), Eva Kühn (TU Wien), Anton Plimon (AIT, Austrian Institute of Technology). Nicht im Bild sind die Ratsmitgli­eder Henrietta Egerth (Geschäftsf­ührerin FFG) und Michael Schineis (Amer Sports).
BILD: SN/PMU/PICHLER Im Bild von links Mitglieder des Salzburger Wissenscha­fts- und Forschungs­rats zu Besuch in der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität Salzburg (PMU): Ulrike Tanzer (Vizerektor­in Uni Innsbruck), Sonja Hammerschm­id (SPÖ-Abgeordnet­e Nationalra­t), Herbert Resch (Gastgeber und Rektor der PMU), Eva Rohde (Gastgeberi­n und Vizerektor­in PMU), Georg Bauer (Stratec Consumable­s), Roland Wernik (Vorsitzend­er Wissenscha­fts- und Forschungs­rat), Eva Kühn (TU Wien), Anton Plimon (AIT, Austrian Institute of Technology). Nicht im Bild sind die Ratsmitgli­eder Henrietta Egerth (Geschäftsf­ührerin FFG) und Michael Schineis (Amer Sports).
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