Beim Artenschutz nur betroffen zu sein ist zu wenig
Die Zeit drängt. Viele Ursachen des Artensterbens sind bekannt, viele Maßnahmen dagegen auch. Vereinte Kräfte sind gefragt.
Der Bericht über den Zustand von Flora und Fauna auf der Erde ist besorgniserregend. Er löst Betroffenheit aus. Das ist ein guter Anfang, aber es genügt nicht, um etwas zu verändern. Viele Ursachen sind seit Jahrzehnten bekannt, deshalb wird dieser Bericht dazu verleiten, nach Schuldigen zu suchen. Doch das Gegeneinanderausspielen von konventioneller Landwirtschaft und Biobauerntum, von Wirtschaft und Ökologie ist sinnlos und gefährlich. Es kostet zu viel Zeit, blockiert mit schlechter Stimmung und lässt außer Acht, dass bereits viele Landwirte mit dem gängigen System der Bewirtschaftung unzufrieden sind und nach neuen Lösungen suchen.
Man könnte jetzt zudem darüber nachdenken, ob wir nicht in vielerlei Hinsicht das rechte Maß verloren haben: beim Fahren und Fliegen, beim (billigen) Einkaufen, beim Essen und Wegwerfen. Doch diese Debatte wäre endlos und wer möchte festlegen, was für jeden Einzelnen ein solches rechtes Maß wäre.
Den Bericht zu ignorieren wird schlecht möglich sein. Wir könnten uns noch in die Zuversicht flüchten, dass sich die Natur von selbst regenerieren wird. Das wäre richtig, wäre nicht das Artensterben dabei, eine kritische Größe zu erreichen. Ab diesem Zeitpunkt ist an eine Umkehr nicht mehr zu denken. Was verloren ist, ist verloren.
Resignation als Reaktion ist jedoch auch nicht angebracht.
Gerade Österreich hätte Möglichkeiten. Es ist groß genug, um Einfluss zu haben, und klein genug, um Veränderungen rascher durchzusetzen. Die Österreicher identifizieren sich in hohem Ausmaß mit ihrer schönen Landschaft und der Natur. Sie sind zu Recht stolz auf die ausgezeichneten Produkte ihres Landes.
Es gibt sehr viele kleiner strukturierte Betriebe, die flexibel sind. Viele Unternehmer haben Mut und innovative Ideen. Sie wirtschaften „grün“von der Ressource bis zum Recycling. Sie werden unterstützt von kritischen und aufmerksamen Konsumenten. Bewegungen zum Schutz von Natur und Umwelt waren in Österreich bereits mehrmals erfolgreich. Fachleute mit Engagement und Wissen sind zahlreich vorhanden.
Was fehlt, ist eine entschlossene und langfristig agierende Politik. Aber der Druck „von unten“in diese Richtung könnte wachsen. So lange, bis eine kritische Größe erreicht wäre. Dann müsste es eine Umkehr geben.
Österreich könnte in Europa ein grünes Vorbild werden. Ab sofort.