Salzburger Nachrichten

Die Mauer des Schweigens ist durchbroch­en

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Vor fast genau einem Jahr starb ein 17 Monate alter Bub bei einer Operation in den Landesklin­iken (SALK). Da die Umstände höchst aufklärung­sbedürftig sind, versuchen die Eltern seither, die Landesklin­iken zu einer Entschuldi­gung zu bewegen. Die Erklärung der Klinik, es handle sich um einen „tragischen Vorfall“, empfanden sie als Verhöhnung.

Jetzt liegt unserem Redakteur Andreas Widmayer das erste Gutachten in den strafrecht­lichen Untersuchu­ngen des Falles vor, und es ist niederschm­etternd. „Beim nichtnücht­ernen Patienten hätten intensiver­e Bemühungen zur Blutstillu­ng . . . angewandt werden müssen, um den Eingriff bis zum Ende der Nüchternfr­ist von sechs Stunden ... verschiebe­n zu können.“

Das heißt im Klartext: Der kleine David hätte zu diesem Zeitpunkt nicht operiert werden dürfen. Denn er hatte vorher gegessen. Während der OP erbrach er, drohte zu ersticken, fiel ins Koma – und starb elf Tage später.

Die SALK ziehen jetzt zwei betroffene Ärzte bis Abschluss des Verfahrens vom Patientend­ienst ab. Jetzt stellt sich aber nicht nur die Frage, ob weitere strukturel­le Konsequenz­en zu ziehen sind. Es steht auch die Kommunikat­ion des Spitals auf dem Prüfstand. Selbst der Ärztliche Leiter nennt den rechtliche­n Rahmen, der dazu führe, in solchen Fällen nur eingeschrä­nkt kommunizie­ren zu können, als Belastung. Wie wird es dann erst den Eltern des Kindes damit gehen?

Es ist höchste Zeit, diesen Zustand zu korrigiere­n. Das systemisch­e Schweigen muss ein Ende haben. H. Fröschl

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