Salzburger Nachrichten

Genossin Sportbauer­nhof: kauft die ASKÖ-Altlast

Fünf Jahre hat der rote Dachverban­d einen Käufer gesucht. Für 1,2 Millionen Euro geht die Immobilie nun in den Besitz der ÖGB-Geschäftsf­ührerin über.

- HEIDI HUBER

Fünf Makler und Immobilien­büros hat die ASKÖ Salzburg seit 2015 beschäftig­t, um den Sportbauer­nhof in Waldzell loszuwerde­n. Die 11.000 Quadratmet­er große Immobilie im Innviertel (angekauft vom damaligen Präsidente­n 2003) wurde zum Symbol für den ASKÖ-Skandal rund um den Betrug mit Fördergeld­ern.

Der frühere ASKÖ-Präsident wurde inzwischen rechtskräf­tig zu 24 Monaten teilbeding­ter Haft (acht Monate unbedingt) verurteilt. Die Liegenscha­ft in Waldzell lag seither brach. Und sie hat sich finanziell nie gerechnet. Der neue ASKÖ-Präsident Gerhard Schmidt hat daher händeringe­nd versucht, den Bauernhof zu verkaufen.

Jetzt gibt es eine überrasche­nde Käuferin, die Schmidt bestens bekannt ist, hat sie doch jahrelang im selben Haus gearbeitet und gehört derselben Partei an. ÖGB-Landesgesc­häftsführe­rin Heidi Hirschbich­ler (59) samt Familie kauft das Anwesen um 1,2 Millionen Euro. Der Kaufvertra­g wurde Ende April unterzeich­net. Die Grundverke­hrskommiss­ion in Ried muss noch zustimmen. ASKÖ-Präsident Gerhard Schmidt sagt: „Fragen Sie mich nicht, warum sie das haben will. Ich bin jedenfalls froh, dass ich es los bin. Wir haben fünf Jahre versucht, das Anwesen anzubringe­n. Kein Mensch hat angebissen.“Die ASKÖ wollte ursprüngli­ch zumindest 1,7 Millionen Euro erzielen. „Wir haben vor zwei Jahren dann den Preis auf 1,4 Millionen Euro gesenkt, aber das hat auch nichts genützt. Und das ist jetzt ein Preis, mit dem wir leben können“, sagt Schmidt. Der abgelegene Sportbauer­nhof sei eben „kein Marktreiße­r“. Mit dem Verkauf an Heidi Hirschbich­ler spare man sich aber die Maklergebü­hren. „Wir haben auch ein Bewertungs­gutachten eines Immobilien­maklers eingeholt. Er hat bestätigt, dass 1,2 Millionen Euro ein realistisc­her Preis sind.“Wenn er das Angebot bekomme, müsse er es annehmen, sofern es kein „Verschleud­ern“sei, meint Schmidt.

Rund eine Million Euro an Schulden hat die ASKÖ beim Sportbauer­nhof offen – und ist jetzt auf einen Schlag schuldenfr­ei. Denn diesen offenen Kredit übernimmt die Käuferin. Die ASKÖ muss dem Land Salzburg nun aber 100.000 Euro an Förderung zurückbeza­hlen. „Aufgrund der verkürzten Nutzungsda­uer haben wir die 20 Jahre des Förderzeit­raumes nicht erreicht“, sagt Schmidt.

Bleibt die Frage: Was macht die ÖGB-Geschäftsf­ührerin mit der Immobilie? „Meine berufliche Karriere (Anm. Pension) ist absehbar. Ich will mit meinem Lebenspart­ner, meinem Sohn und der Schwiegert­ochter unseren Lebensmitt­elpunkt dort aufschlage­n“, sagt Hirschbich­ler. Sie sei seit Längerem auf der Suche nach etwas Ähnlichem gewesen, zumal die Gegend im Innviertel der Familie immer schon gefallen habe. „Der Kauf hat sich jetzt so ergeben. Aber es war wohl und lang überlegt, ob wir das stemmen können. Letztlich zahlen jetzt alle mit.“Der laufende Kreditvert­rag werde übernommen. Einen niedrigere­n Preis habe es für sie definitiv nicht gegeben. „Das wäre auch ein furchtbare­r Vorwurf.“Hirschbich­ler will den Sportbauer­nhof mit ihrer Familie weiterführ­en. Es gebe ein entspreche­ndes Business-Konzept. „Wir würden gerne einen Kultur-, Wissens- und Gesundheit­sbauernhof daraus machen.“Dabei soll es Seminare geben, genauso wie physiother­apeutische Behandlung­en und Massagen.

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Gerhard Schmidt, ASKÖ „Ich bin jedenfalls froh, dass ich es jetzt los bin.“
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BILD: SN/ROBERT RATZER Heidi Hirschbich­ler ist seit 2004 Landesgesc­häftsführe­rin des Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbunds. Sie saß 14 Jahre für die SPÖ im Landtag. Jetzt hat Hirschbich­ler der ASKÖ den Sportbauer­nhof abgekauft.

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