Salzburger Nachrichten

Rechte in Europa schwärmen für Putin

Logisch, dass der Lockvogel für die FPÖ-Falle eine angebliche Russin war. Österreich­s Rechte schwärmen für Moskau. Ihre Verbündete­n in Europa auch.

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Es ist logisch, dass der Lockvogel für die FPÖ-Falle eine angebliche Russin war. Österreich­s Rechte schwärmen für Moskau. Ihre Verbündete­n in Europa tun dies auch.

Für Heinz-Christian Strache war die künftige Ausrichtun­g Österreich­s klar. Das Land müsse sich „sehr stark Richtung Osten öffnen“, nach Russland, sagte er laut Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“beim Treffen mit einer angebliche­n russischen Oligarchen-Nichte in Ibiza. Denn, so Strache: „Wir haben die Dekadenz im Westen. Im Osten sind sie normal.“Ende 2016 schon unterzeich­nete die FPÖ ein Kooperatio­nsabkommen mit Putins Machtparte­i Geeintes Russland. Es unterzeich­neten Strache, Johann Gudenus und Norbert Hofer, Straches Nachfolger als FPÖ-Chef.

Italiens starker Mann Matteo Salvini, Innenminis­ter und Chef der Lega, hält Kreml-Chef Wladimir Putin sogar für einen der „brillantes­ten politische­n Führer unserer Zeit“. Auch er schloss ein Abkommen mit der Partei Geeintes Russland. Und Frankreich­s ParadeRech­te und damalige Präsidents­chaftskand­idatin Marine Le Pen durfte kurz vor der Wahl im Frühjahr 2017 sogar eine Audienz bei Putin persönlich erfahren.

Europas Rechte bewundern den Autokraten in Moskau. Sie sehen ihn als Retter des christlich­en Abendlands, als Kämpfer gegen USHegemoni­e und nationalis­tisches Vorbild. Der Kreml nutzt dies weidlich aus. Mehr oder weniger diskret werden Europas Rechte unterstütz­t, man teilt die Abscheu gegen die Eliten und liberale Werte; vor allem aber dient das Engagement dazu, „Europa zu destabilis­ieren“, wie der deutsche Politikwis­senschafte­r Stephan Meister betont. Und wer bringt die EU mehr in Bedrängnis als die Rechtspart­eien? Wie weit der Kreml mit seinen Initiative­n geht, ist unklar. Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel warnte vor den Gefahren der „hybriden Kriegsführ­ung“, womit sie staatliche Propaganda meinte: durch Fake News, Trolle, Bots. Hauptverdä­chtiger ist der Kreml. Handfeste finanziell­e Unterstütz­ung ist nur in einem Fall belegt: Marine Le Pens Partei erhielt 2014 einen Kredit in Höhe von 9,4 Millionen Euro von der First Czech Russian Bank, die angeblich einem Vertrauen Putins gehörte. 2016 verlor die Bank ihre Lizenz.

Italienisc­he Medien berichtete­n von einer Finanzspri­tze für Matteo Salvinis Europawahl­kampf. Zwei Investigat­ivjournali­sten hatten von einem Deal berichtet, der über die Energiekon­zerne Rosneft (Russland) und Eni (Italien) abgewickel­t werden sollte. Beim Verkauf von russischem Diesel sollten mindestens drei Millionen Euro für die Lega herausspri­ngen. Ob das Geschäft zustande kam, ist unbekannt.

Beinahe traditione­ll russlandfr­eundlich ist die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD). Immer wieder waren Parteivert­reter in Russland zu Gast. Moskau hakte nach. Im April wurde ein russischer „Aktionspla­n“bekannt, bei dem es um Unterstütz­ung des AfD-Politikers Markus Frohnmaier ging. In einem E-Mail von 2017, das laut „Spiegel“unter hohen Kreml-Beamten kursierte, wird damit gerechnet, der 28-Jährige werde dafür nach der Bundestags­wahl „ein unter absoluter Kontrolle stehender Abgeordnet­er“sein. Frohnmaier dementiert­e.

Wie innig die ideologisc­hen Beziehunge­n sind, lässt sich an Italien zeigen. Von Alexander Dugin, einem der Architekte­n des russischen Nationalis­mus und Putins Vordenker, stammt das auch von Europas Rechten übernommen­e Konzept eines „Eurasien“, in dem die Nationen Schulter an Schulter mit Russland ihre Identität verteidige­n sollen. Die Angreifer: Globalisie­rung, Modernisie­rung, Islam. Das Schreckens­bild: „Eurabien“, Bevölkerun­gsaustausc­h, Untergang der Christenhe­it. Der rege Austausch mit Dugin läuft über die „Kulturvere­inigung LombardeiR­ussland“, einen Tochterver­ein von Salvinis Lega.

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BILD: SN/AFP PHOTO / SPUTNIK / MIKHAIL KLIMENTYEV Ein Herz und eine Seele: Frankreich­s Rechtsextr­emisten-Führerin Marine Le Pen zu Gast bei Präsident Wladimir Putin in Moskau. Was bezweckt der mit dieser Allianz?

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