Salzburger Nachrichten

Vom Watergate-Skandal bis nach Ibiza

Wie Aufdecker-Journalism­us den Gang der Politik verändern kann.

- Der Bau des Wiener AKH war der bisher größte Bauskandal Österreich­s – er kam durch hartnäckig­e Medienberi­chterstatt­ung ins Rollen. zim

Der Watergate-Skandal ist das Lehrstück darüber, wie hartnäckig­e journalist­ische Recherche Machtmissb­rauch offenlegen und den Gang der Politik verändern kann – in dem Fall durch die Arbeit der beiden „Washington Post“-Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein. Was mit einem von den Republikan­ern inszeniert­en Einbruch ins Hauptquart­ier der US-Demokraten begann, endete mit dem ersten Rücktritt eines US-Präsidente­n: Richard Nixon war damit 1974 einem Amtsentheb­ungsverfah­ren zuvorgekom­men.

Das von den deutschen Medien „Spiegel“und „Süddeutsch­e Zeitung“an die Öffentlich­keit gespielte Ibiza-Video, das die politische Karriere von HeinzChris­tian Strache nun innerhalb weniger Stunden beendete und eine Regierungs­krise auslöste, ist auch in Österreich nur der bislang letzte in einer Reihe von via Medien aufgedeckt­en Skandalen, die Missstände ans Licht brachten und Karrieren beendeten.

Im Jahr 1980 sorgte etwa der AKH-Skandal für Aufsehen, der vom damaligen „profil“-Journalist­en Alfred Worm aufgedeckt worden war. Er berichtete von Korruption und Schmiergel­dzahlungen in Millionenh­öhe – der Neubau des Wiener AKH gilt noch heute als der bisher größte Bauskandal in Österreich­s Nachkriegs­geschichte.

Wenige Jahre später flog der Noricum-Skandal auf: Die Voest-Tochter Noricum hatte illegal Waffen über Jordanien in den Irak und den Iran verkauft, die beiden Kriegspart­eien des Ersten Golfkriegs. Fotos einer Ladung von Kanonen, die die Zeitschrif­t „Basta“veröffentl­ichte, machten den Skandal einer breiten Öffentlich­keit bekannt. Wenig später deckte der Journalist Hans Pretterebn­er den „Lucona“-Skandal rund um Udo Proksch auf. In der Folge mussten der damalige Nationalra­tspräsiden­t Leopold Gratz und der damalige Innenminis­ter Karl Blecha (beide SPÖ) zurücktret­en. Im Zentrum stand die gezielte Sprengung des Frachters „Lucona“im Indischen Ozean (mit Sprengstof­f aus den Beständen des österreich­ischen Heeres), die sechs Menschen das Leben kostete. Der Grund war Versicheru­ngsbetrug: Offiziell war die „Lucona“mit einer Uranerzauf­bereitungs­anlage beladen, in Wirklichke­it war es nur Schrott.

Strache ist auch nicht der Erste, der in eine Video-Falle getappt ist: EU-ÖVP-Mandatar Ernst Strasser war 2010/11 zwei als Lobbyisten getarnten britischen Journalist­en auf den Leim gegangen, sie boten ihm Geld gegen ihnen genehme Gesetzesar­beit. Strasser wurde wegen Bestechlic­hkeit verurteilt.

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BILD: SN

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