Schießt Trump Huawei vom Markt?
Ein US-Bann hat auch Auswirkungen für österreichische Huawei-Nutzer.
WASHINGTON. Die Erstmeldung war in Europa noch eine Randnotiz: USBehörden untersagten amerikanischen Firmen vergangene Woche, Technologieprodukte an den chinesischen IT-Riesen Huawei zu liefern. Doch mittlerweile ist klar, dass der Huawei-Bann, angeschoben von US-Präsident Donald Trump, auch Auswirkungen für Millionen Europäer haben wird. Wie Google am Montag bestätigte, stellt der Suchmaschinenriese die Geschäftsbeziehungen zu Huawei ein – und entzieht dem chinesischen Hersteller somit Zugang zu seinem Betriebssystem Android. Man wolle die politische Order einhalten und prüfe die Konsequenzen, sagte Google in einem offiziellen Statement.
Aber was heißt das für die Millionen Nutzer von Huawei-Smartphones? Auch in Österreich ist Huawei mittlerweile die Nummer zwei auf dem Markt – hinter Samsung und noch vor Apple. Offenbar müssen sich all jene keine Sorgen machen, die bereits ein Gerät haben. Auf SN-Anfrage verlautbarte Huawei, dass sämtliche verkaufte Geräte – Smartphones wie Tablets – von Huawei und der Tochtermarke Honor weiter und auf längere Sicht mit den Google-Produkten und dazugehörigen Updates versorgt würden. Dasselbe gelte für lagernde Geräte. Jemand, der mit dem Gedanken spielt, sich dieser Tage ein Huawei-Gerät zu holen, muss also auch keine Auswirkungen befürchten.
Für die Zukunft von Huawei könnte der US-Bann aber einschneidende Auswirkungen haben: Bleiben die Restriktionen bestehen, kann Huawei auf neuen Modellen nur noch die quelloffene Version von Android anbieten – denn dieser Zugang kann politisch nicht eingeschränkt werden. Diese Version bietet aber keine der originären Google-Dienste, also weder den Kartendienst Google Maps noch den EMail-Anbieter Gmail und vor allem keinen Play Store, die Plattform, mit der sich Nutzer Apps herunterladen können. Eine Alternative wäre, ein eigenes Betriebssystem aufzuziehen. Und das deutete Huawei in seinem Statement auch an: Man werde „weiter daran arbeiten, ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ecosystem zu entwickeln“. Auch Blackberry oder Microsoft hatten sich in der Vergangenheit an eigenen Smartphone-Betriebssystemen versucht; beide IT-Riesen scheiterten jedoch kläglich. Variante drei wäre hingegen die einschneidendste: ein Rückzug von sämtlichen Märkten außer China – denn dort dürfen die Google-Dienste bereits jetzt nicht angeboten werden.
Der US-Bann trifft Huawei indessen ebenso im Hardwarebereich. Amerikanische Medien berichten, große Halbleiteranbieter wie Qualcomm, Broadcom und Xilinx hätten ihren Mitarbeitern mitgeteilt, dass Huawei nicht mehr beliefert werde.
Auslöser der Restriktionen sind seit Jahren schwelende Vorwürfe: Huawei wird von US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für den chinesischen Staatsapparat zu nutzen. Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich gemacht.