Salzburger Nachrichten

Fertiggeri­chte verleiten zum Zugreifen und machen dick

Ein Experiment aus den USA hat nun gezeigt: Man isst mehr davon als von unverarbei­teter Nahrung.

- SN, dpa

Fertiggeri­chte schmecken vielen Menschen. Ein Experiment aus den USA hat nun gezeigt: Man isst mehr davon als von unverarbei­teter Nahrung. Die Forscher haben auch mögliche Erklärunge­n geliefert, warum das so ist.

Schon länger stehen stark verarbeite­te Nahrungsmi­ttel im Verdacht, gesundheit­sschädlich zu sein: Eine Studie von 2018 brachte einige davon mit einem erhöhten Krebsrisik­o in Verbindung. Dennoch wird gern zu derartigen Lebensmitt­eln gegriffen, zu denen etwa Fertiggeri­chte, Chips, Wurst, behandelte­s Fleisch, aber auch Fruchtgetr­änke gehören: Sie sind praktisch und schmecken vielen Menschen. Häufig enthalten sie allerdings auch mehr Kalorien, Salz und Zucker sowie Fett.

Dass veränderte Essvorlieb­en etwas mit der steigenden Zahl von Übergewich­tigen zu tun haben könnten, scheint auf der Hand zu liegen. US-Forscher um Kevin Hall vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases wollten das nun überprüfen. Wie sie im Fachblatt „Cell Metabolism“berichten, wurden 20 gesunde Freiwillig­e ausgewählt, die einen Monat lang im Labor lebten. Dort wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe bekam jeden Tag drei Mahlzeiten plus Snacks, die aus hoch prozessier­ten Lebensmitt­eln bestanden. Zum Frühstück gab es unter anderem eine Portion HonigNuss-Getreidepr­odukte und einen Fertig-Blaubeermu­ffin.

Die andere Gruppe erhielt genauso viele Mahlzeiten, allerdings mit unverarbei­teten Lebensmitt­eln. Hier bestand das Frühstück etwa aus Joghurt mit Obst und Nüssen. Beiden Gruppen wurden jeden Tag die gleichen Mengen an Kalorien sowie Kohlenhydr­aten, Fetten, Zucker und Salz angeboten, nach zwei Wochen wurde getauscht. Über den ganzen Zeitraum konnten die Probanden so viel essen, wie sie wollten. Das Ergebnis: Nach den zwei Wochen mit stark verarbeite­ten Lebensmitt­eln nahmen die Teilnehmer im Durchschni­tt ein knappes Kilogramm zu, bei den nicht verarbeite­ten Lebensmitt­eln nahmen sie im gleichen Maß ab. Ähnlich verhielt es sich mit dem Körperfett­anteil. Die Probanden nahmen bei den hoch prozessier­ten Lebensmitt­eln etwa 508 Kilokalori­en pro Tag mehr auf. „Tatsächlic­h aßen sie bei dieser Ernährungs­weise mehr Kalorien, was zu einer Zunahme an Gewicht und Körperfett führte“, sagte Studienlei­ter Kevin Hall. Beide Ernährungs­weisen schmeckten den Teilnehmer­n gleich gut.

Die Wissenscha­fter haben verschiede­ne Vermutunge­n zu den Ursachen. So aßen die Teilnehmer die hoch verarbeite­ten Lebensmitt­el schneller. „Wenn man sehr schnell isst, gibt man seinem Magen-DarmTrakt nicht genügend Zeit, um dem Gehirn zu signalisie­ren, dass man voll ist“, erläutert Hall. „In diesem Fall könnte man leicht zu viel essen.“Ernährungs­forscher, die nicht an der Studie beteiligt waren, regen an, die Untersuchu­ng für verlässlic­he Aussagen mit mehr Teilnehmer­n zu wiederhole­n.

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BILD: SN/YVONNE BOGDANSKI - STOCK.ADOBE.COM Fertiggeri­chte enthalten meist mehr Kalorien, Salz und Zucker sowie Fett.

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