1. Siegerauto zurück am Start
Sensation beim Gaisbergrennen: 90 Jahre nach seinem Premierensieg nimmt der Mercedes-Benz SS wieder am Rennen teil.
Unter Oldtimer-Fans lässt sich vortrefflich darüber streiten, welche der beiden Sensationen die größere darstellt. Zur Wahl stehen der Sieg von Graf Max von Arco-Zinneberg beim allerersten Gaisbergrennen vor 90 Jahren – oder die Tatsache, dass exakt jenes Original-Fahrzeug, das damals die überlegene Konkurrenz der Werksfahrzeuge hinter sich ließ, in diesem Jahr erneut den Gipfel des Gaisbergs erklimmen wird. Ein Rückblick: Man schrieb den 8. September 1929. Mit Spannung war das allererste Gaisbergrennen auf der neu eröffneten Gaisberg-Landesstraße L108 erwartet worden. Alles andere als ein Sieg der großen Stars – Rudolf Caracciola auf MercedesBenz oder Hans Stuck auf AustroDaimler – galt als völlig ausgeschlossen. Zu groß schien die technische und finanzielle Überlegenheit der berühmten Werksfahrer, die damals eine enorme Popularität genossen.
Und dennoch kam es völlig anders: Sowohl Stuck als auch Caracciola nahmen am Rennen gar nicht teil: Während der AustroDaimler-Pilot kurz vor dem Start von einem Ventilschaden gebremst wurde, zog sich Mercedes-Benz zwei Tage vor dem Rennen zurück. Angeblich sollte der große Favorit kurzfristig nicht am Salzburger Hausberg, sondern beim zeitgleich stattfindenden Oberjochrennen und eine Woche später am Semmering starten.
Gestartet ist der Werks-SSK schlussendlich bei keinem dieser Rennen. Doch durch den Rückzug der beiden Favoriten rückte ein Privatfahrer nach. Der damals gerade einmal 21-jährige Graf Max von Arco-Zinneberg stellte auf seinem Mercedes-Benz SS mit der Startnummer 43 mit einer Zeit von acht Minuten und 50,96 Sekunden auf Anhieb den Tagesrekord auf. Damit gewann der Privatfahrer nicht nur die Sportwagen-Klasse, sondern holte auch den Gesamtsieg. Für Arco-Zinneberg blieb es der größte Erfolg: 1937 verunglückte er bei einem Flugzeugabsturz bei Wien tödlich. Aus technischer Sicht war der Leistungsnachteil gegenüber den Profifahrern damals weniger dramatisch, als man es aus heutiger Sicht vermuten würde: Mit mehr als sieben Litern Hubraum leistete der SS mit Kompressor über 200 PS, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 185 km/h.
90 Jahre später kehrt das Original-Fahrzeug von damals nun nach Salzburg zurück. Natürlich wird der Vorkriegsbolide erneut mit der Startnummer 43 an den Start gehen und am Gaisberg, am Salzburgring sowie im Rahmen des Altstadt-Grand-Prix in Aktion zu bewundern sein. OldtimerFans haben zudem die Möglichkeit, den Mercedes-Benz SS im Fahrerlager in Hellbrunn und bei der obligatorischen Fahrzeugpräsentation auf dem Residenzplatz hautnah zu bewundern.