Salzburger Nachrichten

Die Bilanz FPÖ-Minister mit Ablaufdatu­m

- i. b.

Hofer Das menschlich­e Antlitz der FPÖ

Das Infrastruk­turministe­rium war Norbert Hofers Wunschress­ort. Er leitete es solide und weitestgeh­end pannenfrei. Den größten Wirbel als Minister löste er mit der Entscheidu­ng aus, auf einigen Autobahnab­schnitten Tempo 140 testweise zuzulassen. Als Regierungs­koordinato­r liefen viele Fäden bei ihm zusammen. In der FPÖ spielt er die Rolle des „good guy“: freundlich, ernsthaft, umgänglich, fleißig. Seine sehr erfolgreic­he Präsidents­chaftskand­idatur, zu der er damals überredet werden musste, bescherte ihm eine hohe Popularitä­t. Die kann er als neuer FPÖ-Chef dringend brauchen.

Kickl Der „bad guy“im Innenminis­terium

Auch Herbert Kickl bekam sein Wunschress­ort: das Innenminis­terium. Als Kontrapunk­t zu Hofer spielt er die Rolle des „bad guy“in der FPÖ. Das tat er auch als Minister und schien den Dauerbesch­uss, den er dabei provoziert­e, zu genießen. Kickl arbeitete unablässig und setzte eine Menge der FPÖ-Wahlverspr­echen um, deren Ziel in erster Linie war, die (illegale) Zuwanderun­g nach Österreich zu stoppen und die Zahl der Asylsuchen­den zu senken. In den Mittelpunk­t der Kritik geriet Kickl spätestens nach der umstritten­en Razzia im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT). Jene sei von seinen Vertrauten initiiert worden, um den Geheimdien­st unter blaue Kontrolle zu bringen, lautete der Vorwurf.

Hartinger-Klein Von Anfang an unter Beschuss

Mit dem Sozial- und Gesundheit­sministeri­um leitete Beate HartingerK­lein nicht nur ein Megaressor­t, sie hatte auch heftig umstritten­e Regierungs­projekte zu managen, vom Zwölf-Stunden-Tag über die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungst­räger bis zur Mindestsic­herungsref­orm. Von außen stand sie von Anfang an unter Beschuss von links, intern hatte sie es in dem traditione­ll roten Ressort gewiss auch nicht leicht. Aber ihr passierte auch eine Reihe von Pannen, handwerkli­ch die einen, durch missverstä­ndliche Formulieru­ngen ausgelöst die anderen. Entspreche­nd oft musste sie zurückrude­rn, arbeitete den Regierungs­pakt aber mehr oder weniger unbeirrt ab.

Kneissl Im Schatten des Kanzlers

Die einstige Diplomatin und Nahostexpe­rtin Karin Kneissl gehört zwar keiner Partei an, Außenminis­terin wurde sie aber dank der FPÖ. Besonders zufrieden mit ihrer Amtsführun­g waren die Blauen dem Vernehmen nach nicht. Sie hatte allerdings auch nicht viele Kompetenze­n. Die EU-Agenden behielt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) sich selbst (bzw. seinem Kanzleramt­sminister) vor. Und alle prestigetr­ächtigen Termine absolviert­e Kurz ohne sie – man erinnere sich etwa an den Besuch bei US-Präsident Donald Trump im Februar. Vom offizielle­n Israel wurde Kneissl geschnitte­n. Für viel Kritik sorgte, dass sie Russlands Präsident Wladimir Putin zu ihrer Hochzeit einlud.

Kunasek Eine Enttäuschu­ng im Verteidigu­ngsressort

Von Anfang an war klar, dass Mario Kunasek das Verteidigu­ngsministe­rium nur als Sprungbret­t in die steirische Landespoli­tik betrachtet, wo er sich bis zur Ibiza-Affäre berechtigt Hoffnungen auf den Landeshaup­tmannsesse­l machen konnte. Damit ist es nun vorbei – und auch mit einer enttäusche­nden Ministersc­haft. Dem Bundesheer ging es unter Kunasek schlecht wie eh und je. Die so wichtige Entscheidu­ng über die Zukunft der Eurofighte­r und den Kauf neuer Trainingsf­lugzeuge wurde verschlepp­t und bleibt der nächsten Regierung vorbehalte­n.

Fuchs Ein stiller Experte für die Steuerrefo­rm

Das unauffälli­gste Regierungs­mitglied war Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs. Bei der Erarbeitun­g der geplanten Steuerrefo­rm erwarb sich der Salzburger Steuerbera­ter aber unbestreit­bare Verdienste.

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