Eine Woche im Live-Ticker: Best of Zack, Zack, Zack
Über Unpackbares, wodurch das Leben wie in einem Live-Ticker in kleinste Fetzen zerbröselt. Ein loses Inseldrama.
„Ort der Begegnung und des Austausches verschiedenster Kulturen“– das ist der erste Satz auf der offiziellen Tourismus-Homepage der Insel Ibiza, wo Niki Lauda in den 1970er-Jahren sein Zweitquartier bezogen hatte. Der Bundeskanzler, der über Lauda sagte, dass er dem „ganzen Land fehlen“werde, und von dem noch nicht klar ist, wie kurz er Bundeskanzler sein wird, musste in der Öffentlichkeit wegen Ibiza öfter Stellung beziehen, als ihm das lieb sein konnte. Einmal sagte er, dass das alles „keine allzu alltägliche Situation“sei. Danach ließ er übrigens zum ersten Mal Fragen von Journalistinnen und Journalisten zu. Es ist ein bisschen wie nach Notre-Dame. Nach dramatischen Zwischenfällen bricht die Stunde der Fachleute an. „Warum kommen die, die sich auskennen, erst dann, wenn’s brennt?“, fragt Lolinger, weil tagelang von einer „Expertenregierung“geredet wird. „Was waren denn die anderen bisher?“, will sie wissen. Machtbesoffen. Narzisstisch. Hochgediente Parteisoldaten. Zufallstreffer. Ausfälle. Fetzendeppert. So was in der Art wollte ich sagen. Aber so sind wir nicht! Und so rutscht mir heraus: „Ja, ähm, Politiker, das waren halt meistens Politiker.“
Zwischendurch brennen Erinnerungen einiger 50-Jähriger an eine unschuldige Zeit, als man noch an Helden glaubte: „Da gab es in den 70ern bei Lego ein blaues Rennauto, muss wohl ein Tyrrell gewesen sein, glaub’ ich. Das war so was wie die Vorstufe zu dem ,Lego Technic‘ von heute. Davor war’s gar nicht einfach, mit den normalen Steinen selbst was zu bauen, das ausschaute wie ein Formel-1-Auto. Außerdem hatte ich immer viel zu wenig rote Steine.“– „Hättest ja auch weiße Steine nehmen können.“– „Wie soll das gehen für einen Ferrari?“– „Wir malten auch immer Rennautos. In der Schule sogar, im Zeichenunterricht.“– „Ich hab immer aus den Zeitungen, die ich am Sonntag gestohlen habe, die Berichte von der Formel 1 genommen und ein eigenes Album angelegt.“– „Da gab’s sogar farbige Sammelbilder – und bei den Skirennen gab es die Startlisten für den Weltcup als Tabellen, in die man Zeiten eintragen konnte. Die Mappen, in denen ich das gesammelt habe, müssen noch wo im Dachboden sein. Ob die schon irgendwas wert sind? “– „Nur mit Autogrammen vom Lauda, von Peterson oder vom Sepp Walcher. Mit Tod steigen die Preise.“– „Sonntag Rennen schauen und sich über Heinz Prüller aufregen. Und wenn’s Wetter schön war, schimpfte meine Mutter immer: ,Was sitzt denn bei so einem Wetter drinnen herum?‘“– „Habt’s ihr auch so eine ewige Startliste, wie der Wolf Haas in ,Ausgebremst‘? Bei mir stehen Carlos Pace und Tom Pryce ganz vorn.“– „Bei mir Ronnie Peterson und Roger Williamson.“– „Den Pryce hat ’77 in Kyalami der Feuerlöscher eines Streckenposten erschlagen, den der Pryce selbst beim Ausweichen wegen eines anderen Unfalls zerfetzt hat. Kennst das Video auf YouTube?“– „Der Pace ist mit dem Flieger abgestürzt. Der Peterson starb, weil die Medizin noch nicht so weit war. Gebrannt hat keiner.“– „Aber der Williamson, der ist verbrannt.“– „Das Rennen, in dem der Pryce starb, hat dann übrigens der Lauda gewonnen“. In einem Posting unter einer Geschichte, in der die popkulturelle Aufarbeitung des Ibiza-Rausches in einer Satire-Sendung analysiert wurde, stand: „Satire ist nur ein Deckmäntelchen für irgendwas anderes Gefährliches.“ Was bleibt zu sagen nach dem Geplapper dieser Woche. Vielleicht nur das: „Wir kriegen das schon hin.“