Lutz kauft Ostgeschäft von Kika
Nach dem Einstieg bei Kika/Leiner verkauft René Benko die profitablen Osteuropa-Töchter weiter – ausgerechnet an XXXLutz. Auf dem Weltmarkt ist Lutz jetzt Nummer zwei – und rückt Ikea näher.
WELS. Die Krise und der darauf folgende Verkauf der Kika/Leiner-Möbelhäuser an die Signa-Gruppe von René Benko haben für den heimischen Konkurrenten XXXLutz weitere positive Spätfolgen. Nachdem man schon jüngst selbstbewusst erklärt hatte, von der Schwäche der Kika/Leiner-Gruppe massiv zu profitieren, was XXXLutz Umsatzzuwächse auf dem Heimmarkt beschert habe, folgte Freitag die nächste gute Nachricht: Signa verkauft die Osteuropa-Töchter von Kika an XXXLutz. 22 Möbelhäuser mit 1500 Mitarbeitern in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Rumänien gehen zur Welser Konkurrenz. Der Preis bleibt geheim.
„Was für uns noch mehr zählt als der Umsatzzuwachs von etwa 250 Millionen Euro, ist, dass wir damit mit einem Schlag den Markteintritt in zwei Ländern geschafft haben“, betont XXX-Lutz-Sprecher Thomas Saliger. In Ungarn und der Slowakei sei XXXLutz damit erstmalig mit sechs bzw. fünf Möbelhäusern vertreten. Bisher gab es dort nur die hauseigene Diskontmarke Möbelix. In Tschechien (neun Kika-Filialen), wo XXXLutz bereits tätig war, wird der Möbelhändler Marktführer.
Das ist auch das Ziel für die anderen Märkte. „Wir wollen überall die Nummer eins sein und mit allen drei eigenen Marken – XXXLutz, Möbelix und Mömax – vertreten sein“, sagt Saliger. Der Kauf muss freilich erst von der Kartellbehörde genehmigt werden.
Bei der rasanten Expansion wird der Zukauf XXXLutz jedenfalls helfen. Der Umsatz steigt auf 4,65 Mrd. Euro und die Zahl der Mitarbeiter in über 300 Filialen auf 23.000. Damit sei XXXLutz weltweit Nummer zwei nach Ikea, sagt Saliger. Nicht eingerechnet ist das 1,6 Mrd. Euro schwere Geschäft des deutschen Möbeldiskonters Poco mit 8000 Mitarbeitern, das erst im Vorjahr zwar nicht an XXXLutz, aber an dessen Haupteigentümer Andreas Seifert ging. Nach jahrelangem Streit mit dem vorherigen Kika/Leiner-Eigentümer Steinhoff übrigens.
Von der durch Bilanzmanipulationen ins Trudeln geratenen Steinhoff-Gruppe hat der Tiroler Immobilientycoon René Benko im Juni des Vorjahrs Kika/Leiner gekauft. Auch Lutz hatte damals Interesse – vor allem am Osteuropa-Geschäft.
„Uns war von Beginn an wichtig, dass die Zukunft von Kika/Leiner in Österreich gesichert ist“, sagte am Freitag Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber. Osteuropa sei nicht als Kerngeschäft gesehen worden und zur Disposition gestanden. Signa habe bisher einen „dreistelligen Millionenbetrag“in Kika und Leiner investiert und werde auch den jetzt erlösten Verkaufspreis in den heimischen Markt investieren. Von Gewinnen sei man noch weit entfernt. Im Rahmen des Sanierungskurses wurde die Filialzahl in Österreich um vier auf 42 gesenkt. 700 Mitarbeiter verloren den Job.
Brancheninsider dagegen meinen, dass sich – inklusive des erzielten Verkaufserlöses und des Werts der in Österreich über Kika und Leiner erlangten Immobilien zusammen – der Deal für René Benko längst gerechnet habe.
„Umsatz steigt um 250 Mill. Euro.“