Zwei Salzburger fordern die Bayern zum Kampfspiel heraus
RB Leipzig mit Stefan Ilsanker und Konrad Laimer will im DFB-Pokal-Finale mit Leidenschaft den Favoriten in die Knie zwingen.
Mehr österreichische Legionäre in einem Finale um den deutschen Fußball-Cup geht eigentlich nicht: Gleich vier österreichische Nationalspieler kämpfen am Samstag im Endspiel zwischen Bayern München und RB Leipzig im Berliner Olympiastadion um den prestigeträchtigen Titel. Die Bayern mit dem Wiener David Alaba gehen als frischgebackener Meister in das Finale. Zwei Salzburger im Dress von RB Leipzig, der Aberseer Konrad Laimer und der Halleiner Stefan Ilsanker, sowie der Steirer Marcel Sabitzer werden alles daransetzen, um das Double der Bayern zu verhindern. Brisant ist auch das Trainerduell zwischen Niko Kovač und Leipzigs Ralf Rangnick. Denn Ex-Salzburg-Trainer Kovač hat mit Ex-Salzburg-Sportdirektor Rangnick noch eine Rechnung zu begleichen.
Und wo könnte man dies besser und spektakulärer tun als in einem deutschen Cupfinale? 2012 durfte sich Kovač beste Chancen ausrechnen, vom Co- zum Chef-Trainer bei Red Bull Salzburg aufzusteigen. Mehr noch, es schien beschlossen, dass Kovač die Bullen übernehmen wird. Aber dann kam Rangnick ins Spiel, wurde zum Sportdirektor gemacht. Und setzte Kovač an die frische Luft. Roger Schmidt übernahm die Salzburger. Kovač betonte danach zwar, dass er nicht verärgert und Red Bull zu Dank verpflichtet sei, aber es blieb doch ein bitterer Beigeschmack. Ein Duell der besten Freunde wird das Finale am Samstag eher nicht werden.
Nur drei Tage nach dem Cupfinale in Berlin wird Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda seinen Kader für die EM-Qualifikationsspiele gegen Slowenien (7. Juni) und Nordmazedonien (10. Juni) bekannt geben. In diesem werden auch Alaba, Laimer, Ilsanker und Sabitzer aufscheinen. Aus Gegnern werden dann wieder Freunde, die Pflichtsiege einfahren müssen. Am Samstag wird diese Freundschaft zumindest für neunzig Minuten ruhen. Denn Leipzig kann Geschichte schreiben. Sollten Sabitzer, Ilsanker, Laimer und Co. den ersten großen Titel in der Clubgeschichte holen, dann wäre das ein Meilenstein für einen Verein, der in der Vergangenheit viel Kritik hat einstecken müssen und von vielen Seiten aufgrund seiner finanziellen Abhängigkeit von Red Bull auch angefeindet wurde.
Tatsache ist aber, dass sich die Leipziger unter Rangnick zu einem Topteam entwickelt haben und auch gute Chancen besitzen, den Cuptitel zu holen. Vor allem dann, wenn Sabitzer und Laimer ihre Führungsrollen auch im Finale ausspielen können. Sabitzer hat eine wichtige Position im Team übernommen, Laimer sich als Laufmaschine einen Stammplatz erkämpft. „Wir wollen das Finale zu einem richtigen Kampf machen. Wir benötigen Leidenschaft. Und in einem Spiel ist immer alles möglich“, sagte Laimer.
Während die Leipziger erstmals im Endspiel stehen, könnte BayernStar David Alaba bereits seinen dritten Titel holen. Dazu stand Alaba mit den Bayern zwei Mal im Finale. Zuletzt 2018, als er gegen Eintracht Frankfurt mit dem damaligen Trainer Niko Kovač unterlag. Obwohl Alaba bei den Münchnern eigentlich alles, was es zu gewinnen gibt, schon gewonnen hat, spürt man auch beim Linksverteidiger die Vorfreude. Auch, weil Alaba in den vergangenen Wochen zu seiner Topform zurückgefunden hat. „Die Atmosphäre in Berlin ist immer grandios. So etwas will man erleben“, sagte der vierfache Finalteilnehmer.
Vier Österreicher sind mittendrin, wenn es am Samstag zum Finale zweier Mannschaften kommt, die extrem polarisieren. Ein Spiel, das die Fans spaltet. Auf der einen Seite die großen, erfolgreichen, oft als überheblich angesehenen Bayern mit ihrer Mia-san-mia-Mentalität. Auf der anderen der Kommerzclub ohne Tradition, unterstützt mit vielen Millionen Euro von Red Bull, der, wie viele Fans meinen und betonen, die Fußball-Kultur zerstört. Bayern München gegen RB Leipzig ist mehr als ein Finale, es ist ein Kampf, der keinen kaltlässt. Und am Ende wird zumindest ein österreichischer Legionär jubeln.