Salzburger Nachrichten

„Ein Glück, dass wir überlebt haben“

Zederhause­r Feuerwehrl­eute retteten drei Lkw-Fahrer aus dem Tunnel.

- Der 42-Jährige ist Betriebsle­iter im Snowspace Salzburg. Seit 2018 fungiert er als Ortsfeuerw­ehrkommand­ant von Zederhaus. sendl

lich schweißt das zusammen.“Dennoch sei der Kontakt inzwischen aber so gut wie abgebroche­n – mit dem Tod seiner Mutter vor acht Jahren sei für ihn die Brandkatas­trophe emotional in den Hintergrun­d gerückt, erzählt Lindner.

Ein Jahr oder zwei Jahre nach der Tragödie ist Lindner dann noch einmal mit der Familie seines Freundes zum Urlaub nach Bibione aufgebroch­en. Dieses Mal schafften sie es auch in den italienisc­hen Badeort. Der Tauerntunn­el wurde bei der Hin- und Rückreise allerdings bewusst umfahren. Ein „positives Erlebnis“seien für ihn Tunneldurc­hfahrten bis heute nicht, schildert der 32-Jährige. Dennoch habe er wenige Jahre nach dem Unglück mit zwölf Toten den Tauerntunn­el wieder passiert. Bei der ersten Durchfahrt, an die er sich erinnern könne, sei er etwa 15 Jahre alt gewesen. In einem Bus ging es in den Skiurlaub. „Das war für mich in Ordnung, aber auf jeden Fall war ein mulmiges Gefühl dabei“, sagt Lindner. Panik habe er zwar nicht verspürt. Aber trotzdem: „Ich war froh, als wir wieder draußen waren.“ SN: Wie präsent sind die Erinnerung­en noch? Harald Pfeifenber­ger: So einen Einsatz vergisst man nicht. Es ist, als wäre es gestern gewesen. Wir sind kurz vor fünf Uhr früh alarmiert worden. Ich war damals im zweiten Fahrzeug. Wenn eine Rauchwand gekommen ist, ist man da durchgefah­ren. Bis es auf einmal dunkel war. Auch der Chauffeur, der ein Berufskraf­tfahrer war, hat keine Orientieru­ng mehr gehabt. Der Funkverkeh­r ist zusammenge­brochen. In der Notrufnisc­he 47 haben wir drei Leute gefunden und ins Freie gebracht. Mit so einem Ausmaß hat keiner rechnen können. SN: Wie gefährlich war die Situation für Sie? Sehr, wir haben Glück gehabt, dass alle lebend herausgeko­mmen sind von unserer Feuerwehr. SN: Wie sind Sie mit dem Erlebten umgegangen? Damals war die Nachbetreu­ung bei solchen Einsätzen noch nicht so präsent. Aber wir Feuerwehrl­eute haben uns immer wieder zusammenge­setzt und darüber geredet. So haben wir das verarbeite­t. SN: Gibt es noch einen Kontakt zu den Überlebend­en? Einer ist schon verstorben. Zu den anderen beiden, einer Frau und einem Mann, haben wir noch regelmäßig Kontakt. Sie kommen uns dann und wann auch besuchen. Das ist fast ein freundscha­ftliches Verhältnis geworden. SN: Was hat sich für die Feuerwehr seither verändert? Die gesamte Einsatztak­tik hat sich geändert. Wir fahren jetzt bei Bränden gar nicht mehr ohne Atemschutz in den Tunnel. Durch die zweite Tunnelröhr­e ist es für uns viel sicherer geworden. SN: Haben Sie heute noch ein mulmiges Gefühl, wenn Sie zu einem Einsatz in den Tauerntunn­el gerufen werden? Ja, das auf alle Fälle. Weil man nie weiß, was einen erwartet. Es ist so viel unterwegs auf der Straße, auch Gefahrgut. Immer wenn es heißt „Brandeinsa­tz im Tunnel“, ist die Aufregung eher größer als bei einem anderen Einsatz. Zur Person Harald Pfeifenber­ger

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„Das ist unser zweiter Geburtstag“, sagten Andreas Lindner und sein Freund als Zwölfjähri­ge im Krankenhau­s in Schwarzach. Beide hatten eine leichte Rauchgasve­rgiftung erlitten. Der 32Jährige arbeitet heute als Sozialarbe­iter im Landratsam­t in Bad Reichenhal­l.
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BILD: SN/PRIVAT Harald Pfeifenber­ger war bei der Brandkatas­trophe 22 Jahre alt.

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