Lauda sagte: „Gustl, hol den Pokal ab“
August Michelitsch wird Niki Lauda nie vergessen. Die beiden so ungleichen Männer verband eine Freundschaft, die Jahrzehnte überstand.
„Es ist, als wäre es eine Fügung des Schicksals gewesen, dass ich ihn noch einmal gesehen habe“, sagt August „Gustl“Michelitsch. Er hatte Niki Lauda in den 70er-Jahren in Hof kennengelernt. „Ich war da 25 Jahre alt, der Niki war 24“, erinnert sich der ehemalige Tankwart. Letztes Jahr im Sommer bereitete ihm seine Frau Dagmar zusammen mit Bürgermeister Thomas Ließ eine besondere Überraschung zu seinem 70er. „Wir sind an den Österreich-Ring gefahren und haben den Niki dann zum Frühstück getroffen und haben über alte Zeiten geplaudert“, schildert August Michelitsch und blättert in einem Fotobuch, das er als Erinnerung an dieses besondere Geburtstagsgeschenk erhalten hat. In den alten Zeiten, da waren „der Gustl und der Niki“gemeinsam beim Wirt, haben Niki Laudas Siege begossen oder Gustl begleitete ihn zu den Rennen. „Gerösteter Knödl mit Ei und Salat war Nikis Leibspeise“, erinnert sich Dagmar Michelitsch. Und dann, nach dem Frühstück mit all den schönen Erinnerungen, musste Niki Lauda auch schon wieder weiter. „Dass er einmal länger Zeit gehabt hätte, das gab es nie“, sagt Dagmar Michelitsch.
Niki Lauda, der jahrelang in Hof gelebt hatte, kam öfters zur Shell-Tankstelle, die August Michelitsch damals betrieben hatte. „Nach seinem Unfall haben wir gedacht, wir sehen ihn nie wieder“, sagt August Michelitsch. „Aber plötzlich stand er da, mit dem Verband im Gesicht. So etwas vergisst man nicht“, ergänzte Dagmar Michelitsch. Es entwickelte sich eine Freundschaft. „Der Niki und der Gustl haben zusammen ihre Hunde abgerichtet. Der Niki hatte zwei Doggen, Balu und Baghira haben sie geheißen. Und wir zwei Schäferhunde“, erinnert sie sich. Ihr Mann fischt ein Schwarz-Weiß-Foto aus einem Stapel alter Bilder und Zeitungsberichte heraus und ergänzt lächelnd: „Da sind wir zwei drauf. Bei den Schäferhunden hat die Erziehung funktioniert, bei den Doggen nicht. Sie waren verspielt und gleichzeitig stur.“Später durfte dann der Sohn der Michelitschs im Pool von Niki Lauda Schwimmen lernen. Und: Eines Tages brachte ihm Niki Laudas Frau Marlene Lauda die ganzen Pokale zur Tankstelle. „Er hat sich nichts aus ihnen gemacht. ,Die Häfen sind nichts wert‘, hat er gesagt und gemeint, dann solle wenigstens ich ein Geschäft mit ihnen machen, indem sie in meiner Auslage stehen. Da waren einige wertvolle dabei“, berichtet August Michelitsch. Doch zuerst mussten sie geputzt werden, denn „die waren ganz verstaubt“, schildert seine Frau Dagmar. Als Gegenleistung wusch August Michelitsch Niki Laudas Privatautos. „Er war sehr pingelig. Nach dem Waschen musste ich unter
„Als wir von seinem Tod gehört haben, hielten wir uns an den Händen.“
dem Mercedes-Stern auf der Kühlerhaube verbliebenes Wasser absaugen, damit es nicht vom Fahrtwind herausgezogen wurde.“Und nach jedem neuen Sieg rief er Freund und Tankwart an. „Gustl, komm den Pokal abholen.“Ganze Reisebusse seien angereist, um sich die Pokale des dreifachen Weltmeisters anzusehen – und „um aufs Klo zu gehen. Getankt haben sie aber selten bei uns“, sagt Dagmar Michelitsch.