Salzburger Nachrichten

Zisch, frisch, ungesund

Süßgetränk­e mit Kohlensäur­e gelten als Durstlösch­er. Doch ihr hoher Zuckergeha­lt macht langfristi­g dick und krank. Es gäbe aber Maßnahmen, den Konsum von Softdrinks zu minimieren.

- URSULA KASTLER Info: Unter www.sipcan.at findet man Listen für Getränke, deren Zuckergeha­lt akzeptabel ist.

Softdrinks sind als Durstlösch­er äußerst beliebt. Doch sie löschen nichts, sondern fachen mit hohem Zuckergeha­lt die Lust auf Süßes weiter an. Darüber, wie man den Konsum besser steuern kann, haben sich Forscher den Kopf zerbrochen.

SALZBURG. Niemand möchte 14 Stück Würfelzuck­er auf einmal essen. Und doch passiert das – an heißen Sommertage­n möglicherw­eise mehrmals täglich: Denn Softdrinks, diese stark aromatisie­rten und zuckerhalt­igen Getränke mit Kohlensäur­e, sind beliebte Durstlösch­er. Obwohl sie es in Wahrheit nicht sind, denn sie steigern nur die Lust auf Süßes und machen schnell wieder durstig. Der hohe Zuckergeha­lt dieser Getränke ist seit Längerem in Diskussion. Zur Erinnerung: 500 ml Cola, Limonade oder Energydrin­k enthalten etwa jene 14 Stück Würfelzuck­er, von denen eingangs die Rede war – wenngleich es in der Industrie zunehmend Bestrebung­en gibt, den Zuckergeha­lt in Getränken zu senken.

Forscher der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München (LMU) und der Technische­n Universitä­t München (TUM) sind in Zusammenar­beit mit Experten des kritischen Cochrane-Netzwerks der Frage nachgegang­en, was den hohen Konsum dieser Getränke bremsen könnte und für welche Maßnahmen es gute wissenscha­ftliche Belege gibt. Sie analysiert­en 58 Studien aus 14 verschiede­nen Ländern. Mehr als eine Million Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene, die an solchen Studien teilgenomm­en hatten, wurden so erfasst.

Das Ergebnis: Eine gut verständli­che Kennzeichn­ung der Getränke würde dazu beitragen, den Konsum zu reduzieren. Bewährt haben sich auch höhere Preise in der Gastronomi­e, in Supermärkt­en und Freizeitei­nrichtunge­n. Kindermenü­s sollten ein gesundes Getränk statt eines Softdrinks enthalten. Gesündere Getränke müssten in Supermärkt­en besser platziert sein. Zu Hause sollten Softdrinks eher wie Genussmitt­el behandelt werden und für den täglichen Trinkbedar­f andere Durstlösch­er zur Verfügung stehen.

Softdrinks lösen mit den künstlich zugesetzte­n Zuckermeng­en ein starkes Ansteigen des Blutzucker­s und des Insulins aus. Durch eine hohe Zuckeraufn­ahme und die starke Gegenregul­ation mithilfe des Insulins kann es zu einer Unterzucke­rung kommen. Heißhunger­attacken und der erneute Griff nach Süßem sind die Folge. Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker­spiegel führt meist zu Diabetes Typ 2. Ernährungs­mediziner wie der Salzburger Internist Friedrich Hoppichler raten dazu, stark gesüßte Softdrinks, Eistees und auch Smoothies weitgehend zu streichen. Smoothies enthalten mehr Obst, als man üblicherwe­ise verzehren würde. Der Fruchtzuck­er wird in der Leber umgewandel­t, zu Triglyceri­den umgebaut und zum Teil lokal gespeicher­t. Dabei wird Fett in die Leberzelle­n eingelager­t. Das kann zur nicht alkoholisc­hen Fettleber führen. Zuckerersa­tzstoffe sind übrigens kein wirklicher Ersatz, denn sie helfen nicht, die Lust auf Süßes zu verlieren. Der beste Durstlösch­er ist Wasser. Gerade im Sommer gibt es mit Zitrone, Ingwer, Minze oder frischen Beeren Möglichkei­ten, den Geschmack zu variieren. Wer auf die Bläschen nicht verzichten will, kann mithilfe eines Wasserspru­dlers aus Leitungswa­sser kohlensäur­ehaltiges Wasser herstellen.

„Es muss insgesamt das Verlangen nach Süßem reduziert werden.“Friedrich Hoppichler, Internist und Initiator des Instituts SIPCAN

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BILD: SN/STOCK ADOBE

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