Ich bin eine Quotenfrau – und verdammt gut!
Die ÖVP macht einen bemerkenswerten Schwenk und will die Frauenquote. Das ist gut, denn Quotenfrauen sind super.
Die ÖVP hätte beim Thema Frauen in der Politik nur auf eine der Ihren hören müssen. Die frühere Innenund Finanzministerin Maria Fekter hatte 2017 im Nationalrat in einer eindringlichen Rede vor dem Parlament erklärt, warum sie von einer Quotengegnerin zum Quotenfan geworden ist. Die Quote, so meinte die Politikerin, die selbst als junge Frau davon profitiert hatte, habe sie nicht blöder und nicht schlechter gemacht.
Im Vorwahlkampf schwenkt die ÖVP als ausgesprochene Quotengegnerin jetzt also um und fordert sogar eine Frauenquote in Nationalrat und Bundesrat. So sehr, dass ihr „Nicht-Einhalten“mit Strafen belegt werden soll. Das ist bemerkenswert, auch wenn der Blick ins Detail den plakativ präsentierten Plan abschwächt. Denn warum will die ÖVP den Nationalrat und den wenig bedeutenden Bundesrat für die Quote zusammenzählen? Warum sollen nicht in beiden Kammern Frauen und Männer gleich verteilt sein? Und von wegen Parität: Warum will die ÖVP nur eine 40-Prozent-Quote, warum nicht 50 Prozent Frauen, so wie es der Verteilung in der Bevölkerung entspricht? Vielleicht liegt es ja daran, dass die ÖVP 39 Prozent Frauen in Nationalrat und Bundesrat hat.
Sei’s drum, die österreichische Gesellschaft kann alles gut benötigen, was dem Thema Gleichstellung nützt. Und das sind nun mal auch Quoten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würde vielleicht sagen, elegant sei sie nicht, die Quote. Aber sie wirkt, wie auch das Quotengesetz für Aufsichtsräte in Österreich zeigt. Und hier muss mit einem der dümmsten Argumente gegen die Quote aufgeräumt werden: Man müsse die tollen Frauen davor schützen, dass sie als Quotenfrau abqualifiziert werden. Die meisten Frauen, die sich für gute Jobs oder Ämter interessieren, sind hervorragend geeignet, oft besser als viele Männer, die über Seilschaften, Bünde oder andere männliche Netzwerke auf ihre Posten kommen.
Ja, es wäre eleganter, wenn gut qualifizierte Frauen ohne Quote die Hälfte im Nationalrat stellen würden. Immerhin werden dort die Gesetze für das gesamte Volk gemacht. Daher ist es auch wichtig, dass beide Geschlechter ihre Erfahrungen einbringen. Allein, der freiwillige Machtverzicht in der Politik wie auch in der Wirtschaft passiert höchst selten.
Eine Quote ist kein Manko für Frauen. Sie nicht zu haben schadet ihnen und der Gesellschaft, was wir täglich erleben. Die richtige Antwort an Quotenkritiker muss lauten: Ich bin eine Quotenfrau – und verdammt gut!