Salzburger Nachrichten

Geld für Quote? Die FPÖ wäre Verliereri­n

Mindestens 40 Prozent Frauen in den Klubs, sonst wird gestraft. Das will die ÖVP. Die SPÖ sagt: Ja, aber. Der FPÖ würden saftige Strafen drohen.

- MARIA ZIMMERMANN

WIEN. Die ÖVP als Verfechter­in von Frauenquot­en? Das ist neu. Geht es nach der Volksparte­i, sollen die Parlaments­klubs künftig abgestraft werden, wenn sie weniger als 40 Prozent Frauen in ihren Reihen haben. Konkret, heißt es in dem ÖVPAntrag, soll die Klubförder­ung um ein Prozent je fehlenden Prozentpun­kt bei der Quote gekürzt werden. „Es hat sich viel getan“, sagt die ehemalige Frauenmini­sterin Juliane Bogner-Strauß, nunmehr ÖVPMandata­rin, zur Kursänderu­ng der Volksparte­i.

Sie sei zwar nicht überall für fixe Frauenquot­en, aber da, wo es möglich sei, sehr wohl. „Quoten wirken, das ist unbestritt­en. Das sieht man ja auch in den Aufsichtsr­äten“, betont sie. In der Politik gebe es jedenfalls genug kompetente Frauen. Warum nicht gleich eine 50-ProzentQuo­te? „40 Prozent wären ja schon mal ein gutes Zeichen“, sagt sie.

Die SPÖ ist schon seit Jahren für verpflicht­ende Frauenquot­en in der Politik. 2017 plädierte etwa die damalige Frauenspre­cherin Gisela Wurm für eine 35-Prozent-Quote im Nationalra­t, die stetig steigen sollte. SPÖ-Frauenspre­cherin Gabriele Heinisch-Hosek begrüßt daher den ÖVP-Vorstoß grundsätzl­ich. „Die Quote an die Klubförder­ung zu knüpfen“halte sie für ein „probates Mittel“. Was ihr am ÖVPVorschl­ag missfällt? Dass die Frauenquot­e in Nationalra­t und Bundesrat in einen Topf geworfen werde. „Da bin ich sicher nicht dabei“, sagt sie. Es brauche eine Quote pro Kammer.

Die ÖVP will für die Quote den Frauenante­il in beiden Kammern zusammenre­chnen. Im Fall der ÖVP ergäbe das einen Frauenante­il von 38,5 Prozent, was knapp unter der selbst gesetzten 40-Prozent-Marke liegt. Während sie im Bundesrat halbe-halbe macht (elf von 22 Mandaten sind von Frauen besetzt), sitzen im Nationalra­t nur auf 21 von 61 Mandaten Frauen (34,4 Prozent). Der Frauenante­il im SPÖ-Klub wiederum liegt im Nationalra­t bei fast 50 Prozent (25 Frauen und 27 Männer, 48,1 Prozent) und im Bundesrat bei 38,1 (acht Frauen, 13 Männer), macht insgesamt einen Anteil von 45,2 Prozent Frauen. Besser schneiden einzig die Neos ab, die nur im Nationalra­t sitzen (fünf Frauen, fünf Männer). Die Liste Jetzt, ebenfalls nur im Nationalra­t, kommt auf eine Frauenquot­e von 42,7 Prozent.

Traditione­ll abgeschlag­en liegt die FPÖ, die auch gegen Frauenquot­en auftritt: Im Nationalra­t sind nur zwölf von 51 Sitzen mit Frauen besetzt (23,5 Prozent), im Bundesrat nur drei von 16 (18,8 Prozent). Macht eine Frauenquot­e von 22,4.

Die FPÖ müsste auch am meisten Strafe zahlen, sollte der ÖVP-Antrag Wirklichke­it werden: Ein Minus von 17 Prozent bei der Klubförder­ung würde allein in einem Quartal 228.961 Euro Strafe ausmachen, übers Jahr gerechnet müsste die FPÖ fast eine Million Euro (915.844) zahlen. Die ÖVP käme mit einer vergleichs­weise geringen Strafe von 15.263 Euro pro Quartal (ein Prozent der Klubförder­ung, rund 61.000 Euro pro Jahr) davon.

Dass der ÖVP-Antrag eine Mehrheit findet, ist aber ohnehin fraglich. Das weiß auch Bogner-Strauß. „Die Quote ist eine Sache, die praktische Umsetzung eine andere“, sagt sie und verweist etwa auf die Bundesregi­erung, in der momentan gleich viele Männer wie Frauen sitzen. Aber wie sei die Vorstellun­g im Nationalra­t gelaufen? Außer Bundeskanz­lerin Bierlein hätten am Mittwoch im Nationalra­t nur männliche Minister vor dem Plenum geredet, sagt sie. Man müsse „an vielen Hebeln drehen“, sagt die ÖVP-Mandatarin.

Die ÖVP will nicht nur eine Frauenquot­e bei der Klubförder­ung verankern, sondern auch die Förderung für die Bundespart­eien senken. Aktuell erhalten diese rund 30 Millionen im Jahr. Die Volksparte­i will hier ein Minus von 25 Prozent.

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„Quoten funktionie­ren. Unbestritt­en.“Juliane BognerStra­uß, ÖVP

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