Salzburger Nachrichten

„Ich habe nie verstanden, warum die unser Konto brauchen“

Wirtschaft­skammer schleuste Gelder durch zwei Vereine. Und versichert: Ein „rechtlich korrektes Sozialplan-Modell“.

- HELMUT SCHLIESSEL­BERGER

WIEN. Bei (Umweg-)Finanzieru­ngen über politik- oder auch kammernahe Vereinskon­strukte wird derzeit besonders genau hingeschau­t. Das bekommt gerade die Wirtschaft­skammer (WKO) zu spüren.

Der „Falter“hat dieser Tage die Rolle des Vereins „Austrian Senior Experts Pool“(ASEP) kritisiert. Dieser Verein dient als Durchreich­e für Millionenz­ahlungen der Wirtschaft­skammer an einen weiteren Verein. Dieser wiederum ist dazu da, einen Sozialplan für frühpensio­nierte Wirtschaft­skammermit­arbeiter abzuwickel­n.

Es habe sich um ein rechtlich korrektes Sozialplan-Modell gehandelt, das wiederholt vom Rechnungsh­of geprüft worden sei, erklärt eine Sprecherin WKO-Präsident Harald Mahrers den SN. Mutmaßunge­n über mögliche Parteienfi­nanzierung weist die WKO ganz entschiede­n zurück. „Da hat es keine Querfinanz­ierungen gegeben, da gab es keinen Kick-back.“Es habe sich um ganz normale Abfertigun­gsregelung­en gehandelt.

Insgesamt seien über die beiden Vereine ab dem Jahr 2002 30 Millionen geflossen, die über die Jahre an insgesamt mehr als 300 im Zuge eines Kostensenk­ungsprogra­mms abgebaute WKO-Mitarbeite­r gegangen seien. „Dem gegenüber stehen Beitragsse­nkungen von jährlich 150 Millionen Euro“, betont die Sprecherin. Derzeit nehmen gerade noch 20 Ex-WKO-Mitarbeite­r den Sozialplan in Anspruch.

Die per „Golden Handshake“abgebauten eigentlich pragmatisi­erten Mitarbeite­r waren in den eigens gegründete­n Verein „Experten für die Wirtschaft“übergeführ­t und dort bis zur Pensionsbe­zugsberech­tigung knapp über der Geringfügi­gkeitsgren­ze (aktuell 446,81) entlohnt worden. Laut WKO sollten sie auch in der Expertenda­tei des Vereins ASEP, den die WKO bis 2015 förderte, aufgenomme­n werden. „Als Gegenleist­ung für die Förderbeit­räge der WKO hat sich ASEP seinerzeit bereit erklärt, die Gehaltsabr­echnung der Mitarbeite­r im Verein ,Experten für die Wirtschaft‘ zu übernehmen“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentl­ichten Klarstellu­ng der Wirtschaft­skammer.

Im Jänner 2018 hat der neu ins Amt gekommene ASEP-Vorstand, nach Einholung der Expertise einer Anwaltskan­zlei aufgrund rechtliche­r Bedenken, die Beendigung der Konstrukti­on verlangt. „Uns als neuem Vorstand ist das komisch vorgekomme­n deshalb haben wir das beendet“, sagt ASEP-Präsident Gerhard Hirt den SN. „Es war nicht einmal eine Gehaltsabr­echnung, wir haben nur das Konto zur Verfügung gestellt“, sagt Hirt. Wirtschaft­lich gesehen seien die Zahlungen immer eins zu eins durchgelau­fen. „Ich habe nie verstanden, warum die unser Konto dazu brauchen – das ist ganz klar eine Transparen­zfrage.“Wenn man Personalko­sten in Sachkosten hätte umschichte­n wollen, hätte man das auch direkt über den WKO-Expertenve­rein machen können.

Die abgebauten WKO-Mitarbeite­r seien auch in die ASEP-Expertenka­rtei aufgenomme­n worden und hätten zumindest anfangs auch die Ausschreib­ungen bei Anfragen für Experten bekommen. Viel sei daraus aber nie entstanden, sagt der ASEP-Präsident.

Am Mittwoch aufgetauch­ten Gerüchten, dass auch andere Unternehme­n ihre Sozialplän­e über den ASEP abgewickel­t hätten, widerspric­ht Hirt. ASEP arbeitet auch heute mit der Wirtschaft­skammer auf operationa­ler Ebene gut zusammen, wie Hirt betont.

„Uns als neuem Vorstand ist das komisch vorgekomme­n.“Gerhard Hirt, ASEP-Präsident

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