Salzburger Nachrichten

Salzburg feiert einen kunstsinni­gen Fürsterzbi­schof

Vor 400 Jahren wurde Paris Lodron zum Kirchenfür­sten gewählt. Die Bachgesell­schaft widmet ihm einen Schwerpunk­t.

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Salzburg verdankt Graf Paris von Lodron vieles. Der Fürsterzbi­schof gründete in seiner Amtszeit die Universitä­t, ließ den Bau des Doms fertigstel­len und führte nicht zuletzt das Fürsterzbi­stum friedlich durch den Dreißigjäh­rigen Krieg.

„Es wird viel zu wenig beachtet, dass Paris Lodron ein Förderer der Künste war“, sagt Albert Hartinger, Vorsitzend­er der Salzburger Bachgesell­schaft. Zum 400-Jahr-Jubiläum der Wahl Paris Lodrons zum Erzbischof lädt die Bachgesell­schaft in Kooperatio­n mit der Universitä­t Salzburg und dem Domquartie­r am 30. Juni zum Barockfest. Fünf Stunden lang bespielen Barockspez­ialisten wie der Cembalist Florian Birsak, der Gambist Vittorio Ghielmi oder die Geigerin Mayumi Hirasaki die Prunkräume der Residenz mit Musik dieser Epoche. Unter anderem ertönen Werke von Stefano Bernardi, den der kunstsinni­ge Erzbischof 1624 nach Salzburg lotsen konnte. Zehn Jahre habe der bedeutende italienisc­he Barockkomp­onist an der Salzach die Stelle des Hofkapellm­eisters ausgeübt – und dabei wertvolle Kompositio­nen wie ein zwölfstimm­iges „Te Deum“zur Domweihe im Jahr 1628 geschaffen.

Einen bedeutende­n Beitrag zur Chormusik habe Paris Lodron geschaffen, als er 1643 zwei zusätzlich­e Kuppelempo­ren im Dom erbauen habe lassen, sagt Hartinger: „Das war die Voraussetz­ung für mehrchörig­es Singen.“Am 30. November wird der internatio­nal renommiert­e Chorleiter Howard Arman bei einem Festkonzer­t vierchörig­e Werke aufführen. Dass Arman, Chorleiter der ersten Bachgesell­schafts-Stunde, als künstleris­cher Beirat wieder verstärkt in das Konzertges­chehen eingebunde­n ist, manifestie­rt sich mit der Aufführung von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion unter seiner Leitung am 1. April 2020. Ein weiterer künstleris­cher Beirat ist Florian Birsak, der 2019/20 zwei Konzerte gestaltet: Bachs „Musikalisc­hes Opfer“und ein Biber-Programm rund um dessen Rosenkranz­sonaten sind zu hören.

Die duale künstleris­che Leitung hat der Bachgesell­schaft kein Glück gebracht. Der neue Vorstand, der erst im Frühling 2018 seine Arbeit aufgenomme­n hat, ist mittlerwei­le wieder zurückgetr­eten.

„Die Übergabe ist gründlich schiefgega­ngen“, sagt der bisherige Vorstandsv­orsitzende Bernhard Zettl auf SN-Nachfrage. Das habe die Frage aufgeworfe­n, warum ein neuer Vorstand überhaupt notwendig sei: „Unter diesen Umständen war es nicht mehr möglich, weiterzuar­beiten.“Eine Auseinande­rsetzung mit Hartinger wäre die Sache aber nicht wert gewesen, sagt Zettl.

Albert Hartinger hat nach einem Rückzug wegen mehrheitli­cher gesundheit­licher Probleme wieder die Leitung übernommen. Im Juli soll ein neuer Vorstand gewählt werden. „Wir hoffen, dass daraus ein Geschäftsf­ührer hervorgeht“, sagt Hartinger.

Das Geschäftsj­ahr 2018 hat die Salzburger Bachgesell­schaft jedenfalls mit ausgeglich­enem Budget in Höhe von knapp 230.000 Euro abgeschlos­sen, der Anteil an Subvention­en beträgt 42 Prozent.

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BILD: SN/LAND SALZBURG Graf Paris von Lodron

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