Salzburger Nachrichten

Darf Österreich Glyphosat verbieten?

Ja, sagt die SPÖ und will das mithilfe der FPÖ noch im Juli umsetzen. Nein, meint die ÖVP.

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Für hitzige Diskussion­en sorgt das Thema schon lange. Nicht erst, seit der deutsche Bayer-Konzern für seine US-Tochter Monsanto stets aufs Neue zu Milliarden­strafen verdonnert wird, weil US-Richter das von Monsanto entwickelt­e Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat als Ursache für die Krebserkra­nkung vieler Amerikaner sehen. Auch in Österreich hat der Streit darüber, wie giftig Glyphosat ist, am Mittwoch den heimischen Wahlkampf erreicht. Die SPÖ will Glyphosat verbieten und hat dazu einen Antrag im Nationalra­t eingebrach­t. Mithilfe der FPÖ will sie bereits am 2. Juli ein sofortiges Verbot durchsetze­n. Über einen Umweg: Denn grundsätzl­ich hat die EU die Zulassung für das Herbizid erst im November 2017 um fünf Jahre verlängert. Den Wirkstoff verbieten kann Österreich daher nicht.

Die Anwendung könne man untersagen, sagt eine SPÖ-Sprecherin. Im Pflanzensc­hutzmittel­gesetz wolle man das Inverkehrb­ringen „im Sinne des Vorsorgepr­inzips“– also weil man es für krebserreg­end hält – generell verbieten. Schon jetzt ist die Anwendung in Österreich anders als in vielen EU-Staaten stark eingeschrä­nkt. Gespritzt werden darf der Unkrautver­nichter etwa nicht direkt auf Lebensmitt­el oder Futter, schon gar nicht aus dem Flugzeug. Auch die Reifesprit­zung, die etwa Getreide durch Absterben zu früherer Reifung zwingt, ist untersagt. Um den Acker für die Aussaat nach mildem Winter von Unkraut zu befreien, sei Glyphosat aber schonender, als umzuackern und bei steilen Feldern Erosion zu riskieren, heißt es in der Landwirtsc­haft. Auch die ÖBB kommen, um die Bahnstreck­e nicht von Unkraut überwucher­n zu lassen, bisher nicht ohne Glyphosat aus.

Die ÖVP hält ein generelles Verbot für nicht EU-konform. Auch Kärnten hat nach EU-Bedenken nur ein begrenztes Verbot durchgeset­zt, für Privatgärt­en. Bei sachgerech­ter Anwendung ist Glyphosat laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit AGES „gesundheit­lich weitgehend unbedenkli­ch“. Man will aber Einschränk­ungen, mit der Universitä­t für Bodenkultu­r wird eine Machbarkei­tsstudie erstellt, die im Sommer vorliegen soll.

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