Schneeschmelze lässt Pegel der Salzach gefährlich steigen
An zwei Messstellen ist die Alarmgrenze überschritten worden. Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft, einige Keller mussten ausgepumpt werden. Bei Gewittern könnten Gewässer über Ufer treten.
Obwohl nennenswerte Niederschläge bereits Tage zurückliegen, führen die Flüsse derzeit außergewöhnlich viel Wasser. In Mittersill und in Schwarzach überschritt der Pegel der Salzach am Mittwoch die Alarmgrenze. Freiwillige Feuerwehren wurden in Bereitschaft gesetzt. In Bruck mussten an der Salzach in vier Häusern die Keller ausgepumpt werden, weil Grundwasser eingedrungen war.
„Wir haben jetzt durch die hohen Temperaturen extreme Schneeschmelze“, sagt Johannes Wiesenegger. Der Leiter des hydrographischen Dienstes des Landes spricht von einer „seltenen Kombination“. „Die Schneeschmelze ist üblicherweise früher. Durch den kalten Mai ist sie einen Monat verzögert.“
Erich Berer von der Salzachschifffahrt hat den Schiffsverkehr der Amadeus auf der Salzach schon am Dienstag eingestellt – aus Sicherheitsgründen: „Die Kraftwerke haben die Schleusen geöffnet. Neben den großen Wassermengen ist auch viel Treibholz auf der Salzach unterwegs. Es wird wohl mindestens drei bis vier Tage dauern, bis sich die Situation beruhigt. Wenn es nicht noch zu schweren Niederschlägen kommt.“
Betroffen sind auch die Hochgebirgsstauseen in Kaprun. „Die Netzsituation hat zugelassen, dass die Stromproduktion eingestellt wurde. Es gelangt kein Wasser aus den Stauseen in die Salzach. Der Hochwasserschutz hat Priorität“, sagt Verbund-Sprecher Wolfgang Syrowatka. Platz sei in den beiden Speichern jedenfalls noch genug – die Becken seien zur Hälfte voll. Dasselbe gilt für die Stauseen der ÖBB-Kraftwerksgruppe Stubachtal in Uttendorf: „Es wird so wenig wie möglich Wasser abgelassen“, sagt Sprecher Robert Mosser. Die Lage soll in den kommenden Tagen angespannt bleiben, schätzt Wiesenegger. „Wenn es nur bei der Schneeschmelze bleibt, wird die Salzach nicht ausufern. Die unsichere Komponente sind lokale Gewitter.“Dann sind auch Überschwemmungen möglich. Die Einsatzorganisationen seien mit Hochwasseralarmplänen gerüstet, teilte das Land am Mittwoch mit.
Große Niederschlagsmengen werde es in den nächsten Tagen aller Voraussicht nach aber nicht geben, sagt Yasmin Markl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Salzburg. „Derzeit sind keine großen Mengen erwartet. Am Mittwoch werden die meisten Gewitter südlich des Alpenhauptkamms stattfinden. Am Donnerstag sind auch an der Alpennordseite mehr Gewitter möglich, das sollte aber keine wesentlichen Auswirkungen auf die Pegel haben.“Mehr Niederschläge wird es dann wohl am Wochenende geben. „Da erreicht uns ein Ausläufer einer Kaltfront. Wie sich das auf die Hochwassersituation auswirkt, lässt sich aber derzeit noch nicht genau sagen.“Mit größeren Schmelzwassermengen sei aber jedenfalls noch länger zu rechnen, sagt Yasmin Markl. „In den mittleren Lagen wir zwar bald der meiste Schnee geschmolzen sein, aber weiter oben liegt immer noch viel Schnee.“
„Die Schmelze ist durch den kalten Mai verzögert.“J. Wiesenegger, Hydrogr. Dienst