Meterhoher Schnee bremst die Wandersaison
Schutzhütten können verspätet aufsperren. Bergrettung warnt vor Absturzgefahr auf Schneefeldern.
Der schneereiche Winter macht sich in den Bergen immer noch bemerkbar. Viele Schutzhütten sind, obwohl die Wandersaison eigentlich bereits begonnen hat, geschlossen. Normalerweise sperren sie Ende Mai, Anfang Juni auf. Oberhalb von 1500 Metern gibt es immer noch große Schneefelder, über 2000 Meter liegen 50 bis 100 Zentimeter mehr Schnee als um diese Jahreszeit üblich.
„Gerade sind zwei Skitourenfahrer vom Seekarspitz runtergekommen“, erzählten am Dienstagnachmittag Mitarbeiter der Kringslifte in Obertauern bei einem SN-Lokalaugenschein. Derzeit werden die Wanderwege mit Pistenraupen von den immer noch imposanten Schneemengen befreit. Weidevieh ist nur im Bereich Gnadenalm in Untertauern zu sehen. Die Seen im Skigebiet sind großteils noch mit einer Eisfläche bedeckt.
Auch wenn durch das warme Wetter in den vergangenen Tagen der Schnee massiv schmilzt: Die Hüttensaison wird sich um ein paar Wochen verzögern, meinte Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim Alpenverein. Etliche Hütten seien durch die starken Schneefälle und Lawinen beschädigt. Ein Beispiel ist die Totalphütte (2385 Meter) oberhalb des Lünersees in Vorarlberg. Diese wurde durch eine Staublawine um 22 Zentimeter versetzt und muss neu aufgebaut werden. Ebenso verspätet, voraussichtlich am 28. Juni, kann auch das Heinrich-SchwaigerHaus in 2802 Metern Seehöhe im Glocknergebiet aufsperren. Aber nicht nur Hütten, auch viele Wege sind durch Lawinen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Etliche Brücken seien weggerissen worden und Teile von Wegen gebe es überhaupt nicht mehr, weil sie von Grundlawinen zerstört worden seien. „Die Frühjahrsreparaturen werden auch bis in den Herbst nicht abgeschlossen sein“, sagte Kapelari.
Der viele Schnee ist aber auch für die Wanderer eine Herausforderung. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Meldungen, dass Personen im Schnee eingebrochen und abgestürzt sind. So starben erst vor Kurzem zwei deutsche Wanderer im Kleinwalsertal. In Weißbach bei Lofer stürzte ein Alpinist beim Queren einer Schneebrücke mehrere Meter in eine Felsspalte. Stundenlang rief der Schwerverletzte um Hilfe, ehe seine Rufe von Wanderern gehört wurden und Hilfe geholt werden konnte.
Balthasar Laireiter, Landesleiter der Salzburger Bergrettung: „Wir können Wanderer und Bergsteiger derzeit vor dem Queren von Schneefeldern nur warnen und zu größter Vorsicht raten. Rutscht man in einem solchen Steilgebiet einmal aus, ist ein Halten kaum mehr möglich. Das haben wir kürzlich in Selbstversuchen getestet. Im schlimmsten Fall schlittert man vom Schneefeld in aperes Gebiet und prallt gegen einen Felsen.“
Die Gefahr könne durch entsprechendes Schuhwerk, das Gehen mit Wander- bzw. Skistöcken und im Extremfall durch die Benutzung von Steigeisen sowie Pickel sowie richtige Gehtechnik und richtiges Verhalten beim Sturz reduziert werden. Besonders am Rand von Schneefeldern und auf eingelagerten Felsen bestehe die Gefahr, dort einzubrechen.