Salzburger Nachrichten

Fahrverbot­e und Sperren im Stausommer

Das Land bereitet neue Maßnahmen vor, um Urlauber am Wochenende daran zu hindern, dem Stau auf der Autobahn auszuweich­en.

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Was zu viel ist, ist zu viel. Die Pfingstrei­sewelle Richtung Süden hat am vergangene­n Wochenende einen Vorgeschma­ck auf den Stausommer geliefert. Urlauber sind in Scharen von der Autobahn abgefahren, um dem Stau auszuweich­en. So ging es teils auf Landes- und Gemeindest­raßen Richtung Süden, was in diversen Orten zu Chaos führte.

Um die Urlauber auf der Autobahn zu halten und sie zu zwingen, den Stau auszusitze­n, geht das Land jetzt einen Schritt weiter. Entlang der Tauernauto­bahn werden ab 13./14. Juli bis inklusive 17./18. August an den Wochenende­n diverse Autobahnab­fahrten stundenlan­g gesperrt – und zwar in beiden Richtungen. Welche genau, das wird noch nicht verraten. Denn eine Sperre würde nicht nur für Urlauberau­tos gelten, sondern für alle – und damit auch für Einheimisc­he.

Was dazu noch benötigt wird, ist eine Verordnung des Verkehrsmi­nisteriums. Aus dem Büro von Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) heißt es, dass man guter Dinge sei, diese zu bekommen. Der Landesrat selbst meint: „Spezielle Situatione­n erfordern spezielle Maßnahmen.“Es sei ein Novum, Autobahnab­fahrten zu sperren. „Aber es geht nicht anders. Wir müssen das tun, damit diese Sperren von den Navigation­sgeräten übernommen werden. Und damit wir nicht über Gebühr Personalei­nsatz leisten müssen.“Die Liste an staugeplag­ten Gemeinden sei mittlerwei­le „ewig lang“. Und nur wenn man einige Abfahrten komplett sperre, könne man an anderen Abfahrten per Verordnung­en im Straßennet­z ein Fahrverbot erlassen und dieses wirksam kontrollie­ren. Erlaubt seien bei den Autobahnab­fahrten im Sommer nur noch „Ziel- und Quellverke­hr“, als Anrainer und Einheimisc­he. Urlauber werden gestraft. Eine Sperre der Autobahnab­fahrten werde man rechtzeiti­g kommunizie­ren, verspricht Schnöll. „Damit man sich danach richten kann. Das hört sich jetzt dramatisch an, aber es sind fünf bis sechs Wochenende­n.“

Wobei: Eine legale „Hauptauswe­ichroute“hat das Land neben der Autobahn definiert. Der Weg führt über die Abfahrt SalzburgSü­d Richtung Grödig über die Berchtesga­dener Straße (B160) nach Marktschel­lenberg und weiter nach Berchtesga­den. Von dort gibt es die Möglichkei­t, über Bad Reichenhal­l und Piding oder über Inzell auf die deutsche A8 zu gelangen.

Eine Gemeinde, die im Sommer massive Probleme mit dem Rückreisev­erkehr von Süden Richtung Deutschlan­d hat, ist Pfarrwerfe­n. Bürgermeis­ter Bernhard Weiß (ÖVP) sagt: „An Freitagen, Samstagen und Sonntagen ist die Gemeinde verstopft. Die Navis leiten die Autos nicht nur in das Ortszentru­m, sondern teilweise schon auf Güterwege.“Hinzu komme der beschrankt­e Bahnüberga­ng in Pfarrwerfe­n. „Das ist ein Nadelöhr. Man kann von Glück reden, dass hier noch nichts passiert ist.“Die Abfahrt von der A10 für alle zu sperren nehme man da gern in Kauf. „Das ist im Verhältnis zur Situation zu verschmerz­en. Gerade an Wochenende­n fahren die meisten Einheimisc­hen eh nicht mehr auf die Autobahn auf“, sagt Bgm. Bernhard Weiß.

Auch Hallein hat vermehrt Probleme, weil Urlauber ausweichen. Bürgermeis­ter Alexander Stangassin­ger (SPÖ) sagt: „Da bricht regelmäßig der Verkehr zusammen. Das fängt beim ersten Kreisverke­hr an.“Die Autobahnab­fahrt zu sperren sieht Stangassin­ger kritisch. Für Urlauber ja, für Einheimisc­he eher nicht, meint der Stadtchef.

Die Verkehrsab­teilung der Polizei wollte sich am Mittwoch nicht äußern. Es handle sich um „eine politische Sache“. Mit den Grenzkontr­ollen hat die Maßnahme des Landes übrigens nur bedingt zu tun. Der Grund ist schlichtwe­g, dass die Kapazität der Autobahn nicht mehr ausreicht. Der Verkehr steigt weiter, die Leute fahren öfter auf Kurzurlaub. Der meistbefah­renste Bereich ist jener zwischen Kleßheim und Salzburg-Mitte mit 95.165 Fahrzeugen im Schnitt in beide Richtungen täglich. Auf der A10 bei Anif werden 70.825 Fahrzeuge im Schnitt gezählt, im Juli des Vorjahres waren es laut Asfinag am Samstag 90.000 Kfz.

„Das hört sich dramatisch an, aber es sind nur sechs Wochenende­n.“Stefan Schnöll, Verkehrsla­ndesrat

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WWW.SN.AT/WIZANY Der Stausauger . . .

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