Salzburger Nachrichten

Angriffe auf Tanker heizen Iran-Krise an

Nach den noch ungeklärte­n Angriffen auf zwei Supertanke­r im Golf von Oman könnte der Konflikt zwischen den USA und dem Iran weiter eskalieren.

- MICHAEL WRASE

Nach Angriffen auf zwei Supertanke­r im Golf von Oman könnte der Konflikt zwischen den USA und dem Iran eskalieren.

TEHERAN. Im iranischen Staatsfern­sehen wurden die gewaltigen Rauchschwa­den, die aus dem brennenden Rumpf der „Front Altair“quollen, zuerst gezeigt. Der Kameramann war an Bord eines iranischen Rettungsbo­otes, das die 23 Matrosen des mit Rohbenzin beladenen norwegisch­en Tankers in Sicherheit gebracht hatte. Um 6.03 Uhr Ortszeit war das unter der Flagge der Marshallin­seln fahrende Schiff im Golf von Oman, zwischen den Küsten der Vereinigte­n Arabischen Emirate und des Irans, attackiert worden. Nach Erkenntnis­sen der Schifffahr­tszeitung „Tradewinds“soll die 251 Meter lange und 44 Meter breite „Front Altair“von bis zu drei Torpedos getroffen worden sein. Aber auch Minen könnten die Ursache für die Explosione­n gewesen sein, sagen Experten.

Eine halbe Stunde vorher war im gleichen Gewässer der zur Hamburger Reedereigr­uppe Bernhard Schulte gehörende Tanker „Kokuka Courageous“von „einer Art Granate“getroffen worden. Die Fracht des stark beschädigt­en Schiffes – Methanol – scheint nicht in Gefahr zu sein. Die 21 Crewmitgli­eder wurden ebenfalls in den Iran evakuiert.

Zum Zeitpunkt der Zwischenfä­lle war es im Golf von Oman extrem diesig. Mutmaßlich­e Angreifer wären nur schwer zu erkennen gewesen und hätten unerkannt entkommen können. Schuldzuwe­isungen seien daher verfrüht, sagt der Analyst von Bloomberg-News, Julian Lee, dennoch werde „die ganze Welt jetzt auf den Iran zeigen“.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo hat dann am Abend auch dem Iran die Verantwort­ung für die Attacken zugewiesen. „Es ist die Einschätzu­ng der USA, dass die Islamische Republik für die Angriffe verantwort­lich ist“, sagte Pompeo in Washington. Die Einschätzu­ng basiere auf Geheimdien­stinformat­ionen, die Art der verwendete­n Waffen und die Ausgeklüge­ltheit der Angriffe. Die Aktion sei Teil einer Kampagne Teherans, „um die Spannungen eskalieren zu lassen“und den Öltranspor­t durch die Straße von Hormuz zu unterbinde­n. Details oder Beweise nannte Pompeo nicht.

Zumindest der Zeitpunkt der Angriffe, sollten sie tatsächlic­h vom Iran ausgegange­n sein, kommt überrasche­nd. Zwar hatte das Regime in Teheran mehrfach gewarnt, man werde die Straße von Hormuz blockieren, falls man wegen der USSanktion­en das eigene Rohöl nicht mehr verkaufen könnte. Die Schmerzgre­nze, welche Teheran zum Äußersten treiben könnte, schien jedoch noch nicht erreicht.

Das Regime wollte der Diplomatie eine allerletzt­e Chance geben. Fast zeitgleich mit den mutmaßlich­en Angriffen auf die Tanker hatte Revolution­sführer Ali Khamenei den japanische­n Regierungs­chef Shinzo Abe empfangen und diesem freundlich, aber unmissvers­tändlich zu verstehen gegeben, dass „der Iran den USA nicht vertraut“. US-Präsident Donald Trump sei einer iranischen Antwort, die Abe gern übermittel­t hätte, „nicht würdig“. „Wieso sollte Teheran sich auf erneute Verhandlun­gen mit solch einer Person einlassen?“, fragte Khamenei barsch.

Wusste er da bereits, dass vor der Südküste seines Landes zwei Supertanke­r, von denen einer einem japanische­n Großkonzer­n gehörte, brannten? Oder wurde auch er von den Angriffen überrascht?

Außenminis­ter Mohammed Javad Zarif twitterte: „Verdächtig ist zu wenig, um zu beschreibe­n, was geschehen ist“– und verwies noch einmal auf das Gipfeltref­fen in Teheran. Die iranische Marine schickte Expertente­ams in den Golf von Oman, in dem seit zwei Wochen auch der US-Flugzeugtr­äger „Abraham Lincoln“kreuzt.

Bereits vor vier Wochen waren vor der Küste der Vereinigte­n Arabischen Emirate vier Schiffe teils schwer beschädigt worden - durch von Tauchern angebracht­e Seeminen, gehandelt haben, behauptete US-Sicherheit­sberater John Bolton.

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