Der Nationalrat zog zu Recht die Reißleine
Das Abdullah-Zentrum steht für interreligiösen Dialog. Sein Hauptfinanzier nicht. Das passt einfach nicht zusammen.
Jetzt ist Schluss. Österreich wird sich aus dem König-Abdullah-Zentrum zurückziehen und die Zentrale in Wien schließen. Der Nationalrat hat dies beschlossen, das Außenministerium wird den Auftrag umsetzen.
Dabei ist das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog, so der vollständige Name, eigentlich geschaffen worden, um das gegenseitige Verständnis von Menschen und Religionen in der Welt zu fördern. Wofür es genug Anlass gibt, wenn man sich kurz einmal überlegt, wie viel Leid und Elend religiöse Konflikte über die Menschheit brachten und immer noch bringen. Keine der großen Weltreligionen kann sich davon ausnehmen.
Wie immer man die Arbeit des Zentrums auch bewertet, Tatsache ist, dass der große Finanzier des Zentrums Saudi-Arabien ist. Ein Land, in dem religiöse Toleranz keine Rolle spielt. Ein Land, das versucht, seine Version des muslimischen Glaubens mit allen Mitteln in der Welt zu verbreiten. Ein Land, das im Jemen einen blutigen Bürgerkrieg mit Tausenden Toten befeuert. Ein Land, in dem es immer wieder zu eklatanten Verletzungen der Menschenrechte kommt. Die Liste ist lang und ist auch der Grund, warum das Zentrum in Österreich so umstritten ist.
Aktuell ist es der Fall eines 18-jährigen Burschen, dem die Todesstrafe droht, weil er vor Jahren, als 13-Jähriger, an einer Demonstration für Menschenrechte teilgenommen haben soll.
Vor einigen Jahren war es ein Blogger, der im Gefängnis des arabischen Landes verschwand und zu tausend Peitschenhiebe verurteilt wurde, weil er sich im Internet kritisch über das Regime geäußert hat. In das Bild passt auch die Massenhinrichtung von 37 Menschen vor einigen Wochen, die weltweites Entsetzen auslöste. Da könnte einem schon der Gedanke kommen, dass das ganze Geld für den interreligiösen Dialog in Saudi-Arabien wohl unter Ausgaben für PR verbucht wird.
Dass Österreichs Politiker jetzt die Reißleine gezogen haben, gereicht ihnen, auch wenn es zu diplomatischen Verstimmungen führen sollte, eigentlich zur Ehre. Es gibt in Wirklichkeit keinen Anlass, mit solchen Regimen mehr zu kooperieren, als international üblich und notwendig ist.
Und wenn man schon ein Zentrum für interreligiösen Dialog haben will und für wichtig erachtet: Das dafür notwendige Geld wird wohl Österreich allein oder gemeinsam mit untadeligen Partnern aufbringen können.