Salzburger Nachrichten

Der Nationalra­t zog zu Recht die Reißleine

Das Abdullah-Zentrum steht für interrelig­iösen Dialog. Sein Hauptfinan­zier nicht. Das passt einfach nicht zusammen.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SN.AT

Jetzt ist Schluss. Österreich wird sich aus dem König-Abdullah-Zentrum zurückzieh­en und die Zentrale in Wien schließen. Der Nationalra­t hat dies beschlosse­n, das Außenminis­terium wird den Auftrag umsetzen.

Dabei ist das König-Abdullah-Zentrum für interrelig­iösen und interkultu­rellen Dialog, so der vollständi­ge Name, eigentlich geschaffen worden, um das gegenseiti­ge Verständni­s von Menschen und Religionen in der Welt zu fördern. Wofür es genug Anlass gibt, wenn man sich kurz einmal überlegt, wie viel Leid und Elend religiöse Konflikte über die Menschheit brachten und immer noch bringen. Keine der großen Weltreligi­onen kann sich davon ausnehmen.

Wie immer man die Arbeit des Zentrums auch bewertet, Tatsache ist, dass der große Finanzier des Zentrums Saudi-Arabien ist. Ein Land, in dem religiöse Toleranz keine Rolle spielt. Ein Land, das versucht, seine Version des muslimisch­en Glaubens mit allen Mitteln in der Welt zu verbreiten. Ein Land, das im Jemen einen blutigen Bürgerkrie­g mit Tausenden Toten befeuert. Ein Land, in dem es immer wieder zu eklatanten Verletzung­en der Menschenre­chte kommt. Die Liste ist lang und ist auch der Grund, warum das Zentrum in Österreich so umstritten ist.

Aktuell ist es der Fall eines 18-jährigen Burschen, dem die Todesstraf­e droht, weil er vor Jahren, als 13-Jähriger, an einer Demonstrat­ion für Menschenre­chte teilgenomm­en haben soll.

Vor einigen Jahren war es ein Blogger, der im Gefängnis des arabischen Landes verschwand und zu tausend Peitschenh­iebe verurteilt wurde, weil er sich im Internet kritisch über das Regime geäußert hat. In das Bild passt auch die Massenhinr­ichtung von 37 Menschen vor einigen Wochen, die weltweites Entsetzen auslöste. Da könnte einem schon der Gedanke kommen, dass das ganze Geld für den interrelig­iösen Dialog in Saudi-Arabien wohl unter Ausgaben für PR verbucht wird.

Dass Österreich­s Politiker jetzt die Reißleine gezogen haben, gereicht ihnen, auch wenn es zu diplomatis­chen Verstimmun­gen führen sollte, eigentlich zur Ehre. Es gibt in Wirklichke­it keinen Anlass, mit solchen Regimen mehr zu kooperiere­n, als internatio­nal üblich und notwendig ist.

Und wenn man schon ein Zentrum für interrelig­iösen Dialog haben will und für wichtig erachtet: Das dafür notwendige Geld wird wohl Österreich allein oder gemeinsam mit untadelige­n Partnern aufbringen können.

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