Salzburger Nachrichten

Zu viel Geld für Parteien

Warum man in Österreich nicht nur über eine Begrenzung, sondern ein Verbot von Parteispen­den reden sollte.

- Johannes Huber

Auch wenn es Ex-Vizekanzle­r und -FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nicht freiwillig getan hat, so hat er mit dem Ibiza-Video immerhin dazu beigetrage­n, dass in Österreich über die Parteienfi­nanzierung diskutiert wird. Das sollte öfter passieren. Der gegenwärti­ge Zustand ist für Steuerzahl­er nämlich eine Zumutung: Mit ihrem Geld werden Parteien gefördert, wie in Relation zur Gesamtbevö­lkerung in (sehr wahrschein­lich) keinem anderen Land der Welt. Vor allem aber geht es noch weiter: Um Transparen­z und Kontrolle der Parteikass­en ist es schlecht bestellt. Und weil die eine oder andere Partei nicht einmal mit dem vielen Steuergeld über die Runden kommt, sind einige dazu übergegang­en, zusätzlich auf Spenden zu setzen. Alles in allem könnte man von einer gewissen Maßlosigke­it sprechen.

Die klassische Parteienfö­rderung, die auf Bundeseben­e gewährt wird, ist im Jahr 2012 auf knapp 30 Millionen Euro verdoppelt worden. Eine Begründung dafür lautete, dass im Gegenzug die Wahlkampfk­ostenrücke­rstattung gestrichen werde. Das hatte etwas für sich, war letzten Endes jedoch schlitzohr­ig: Die Erhöhung ist so üppig ausgefalle­n, dass sich damit fast jährlich ein Wahlkampf finanziere­n ließe.

Darüber hinaus wurde die Verdoppelu­ng der Parteienfö­rderung damit begründet, dass die politische­n Parteien nicht auf Spenden angewiesen sein sollten. Auch das klingt zunächst grundvernü­nftig: Spender wollen in der Regel nicht nur das Gute und Schöne unterstütz­en. Gerade bei Parteien geht es vielen auch darum, ein Programm zu stärken, das in ihrem Sinne ist oder unter Umständen sogar dazu beizutrage­n kann, dass im Falle einer Regierungs­beteiligun­g der betreffend­en Partei eine ganz konkrete Maßnahme umgesetzt wird.

Insofern kann man zum Schluss kommen, dass es wirklich besser ist, Parteien so großzügig zu fördern, dass sie keine Spenden brauchen. Allein: In der Praxis verzichten sie weder auf das eine noch auf das andere, sondern nehmen eher beides. ÖVP und FPÖ haben gerade beschlosse­n, die Parteienfö­rderung jährlich an die Teuerung anzupassen, also zu erhöhen. Und Strache hat gegenüber der vermeintli­chen Oligarchin in jener Villa auf Ibiza erläutert, wie das mit den Spenden laufen könnte. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

All das schreit nach einem gänzlichen Spendenver­bot. Nötig wäre lediglich eine Erweiterun­g der Förderkrit­erien, damit auch neue Bewegungen eine Chance erhalten. In Summe sollte das Steuergeld, das vorgesehen ist, jedoch ausreichen. Parteien müssten dann zwar bescheiden­er werden. Schlimm wäre das aber nicht. Im Gegenteil: Sie könnten sich weniger Inszenieru­ng leisten und müssten sich wieder mehr auf ihre Überzeugun­gskraft besinnen. WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

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