Salzburger Nachrichten

Wer ist die Frau hinter dem gezähmten Boris Johnson?

Der Ex-Außenminis­ter liegt im Rennen um die May-Nachfolge klar vorn. Die beiden Kandidatin­nen schieden aus.

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LONDON. Als im März 2018 Carrie Symonds, Kommunikat­ionschefin der Konservati­ven Partei in Großbritan­nien, ihren 30. Geburtstag feierte, war auch Boris Johnson, damals noch Außenminis­ter, unter den Gästen. Entspreche­nde Beiträge in den „sozialen Medien“lösten im Umfeld von Premiermin­isterin Theresa May noch Verwunderu­ng aus. Ein halbes Jahr später war klar: Carrie Symonds und der fast 24 Jahre ältere Politiker sind ein Paar. Die Ehe Johnsons mit seiner zweiten Frau Marina Wheeler ging nach 25 Jahren zu Ende, die Scheidung soll demnächst offiziell werden. Die vier Kinder aus dieser Beziehung sind nur unwesentli­ch jünger als Carrie Symonds. Die wird mittlerwei­le vom Boulevard bereits als künftige „First Lady“gehandelt.

Denn Boris Johnson ist der Favorit im Rennen um das Amt des Parteichef­s der Tories und damit die Nachfolge von Premiermin­isterin Theresa May. In der ersten Wahlrunde am Donnerstag erhielt er 114 Stimmen aus seiner Fraktion, abgeschlag­en auf dem zweiten Platz landete Chefdiplom­at Jeremy Hunt mit 43 Befürworte­rn, dahinter Umweltmini­ster Michael Gove, Ex-BrexitMini­ster Dominic Raab und Innenminis­ter Sajid Javid. Nicht mehr im Rennen sind die beiden Frauen auf der Kandidaten­liste, Ex-Arbeitsmin­isterin Esther McVey und die ehemalige Ministerin für Parlaments­fragen, Andrea Leadsom.

Dass Johnson bald seinen Lebenstrau­m verwirklic­hen und in Downing Street 10 einziehen könnte, halten Beobachter seiner Freundin zugute. Carrie Symonds gilt als „PR-Guru der Tories“. So sei es ihr Verdienst, dass der einst stets unfrisiert­e Blondschop­f nun gekämmt daherkommt und deutlich abgenommen hat. Noch auffallend­er ist, dass sich Johnson, berühmt für seine unzähligen Peinlichke­iten, Pannen und Provokatio­nen, seit Monaten keine Ausfälle mehr leistet. Offenbar auf Rat von Symonds hält sich der europaskep­tische Wortführer nun dezent zurück, will mit Sachthemen und staatsmänn­ischem Auftreten, selbst beim Streitthem­a Brexit, punkten anstatt mit Scherzen.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ihm Carrie Symonds zum Erfolg verhilft. Sie war bereits maßgeblich daran beteiligt, dass Johnson im Jahr 2012 erneut zum Bürgermeis­ter der Hauptstadt London gewählt wurde. Das brachte ihr nicht nur Anerkennun­g. Ihre steile Karriere wurde insbesonde­re nach Bekanntwer­den der Beziehung zu Boris Johnson gehässig kommentier­t. Sie sei „ein Mädchen für ältere Männer“, ätzte ein Ex-Kollege. „Gesellig, intelligen­t, ehrgeizig, willenssta­rk und attraktiv“, beschriebe­n sie hingegen die aktuellen Kollegen.

Aufgewachs­en im Südwesten Londons besuchte die Tochter des Mitbegründ­ers der Zeitung „The Independen­t“Privatschu­len und studierte im Anschluss Theaterwis­senschafte­n und Kunstgesch­ichte. Seit Herbst 2018 ist die überzeugte Umweltschü­tzerin bei Bloomberg für die PR eines Ozeanschut­zprogramms verantwort­lich. Kaum zufällig hat nun auch Johnson den Kampf gegen den Klimawande­l als Wahlkampft­hema entdeckt.

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BILD: SN/SAM PEARCE / CAMERA PRESS / PICTUREDES­K.COM Carrie Symonds könnte First Lady werden.

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