Meistergruppe erweist sich als Trainerfriedhof
Pikant: Ausnahmslos alle Mannschaften des oberen Bundesliga-Play-offs haben in den vergangenen Tagen ihre Cheftrainer ausgetauscht.
SALZBURG. Es gibt zweifellos einfachere Jobs als den eines Fußballtrainers. Nach Siegen bejubelt und begehrt, ist man nach Pleiten meist der alleinverantwortliche Sündenbock. Und wer zu oft verliert, für den entpuppt sich der Trainerstuhl schnell als Schleudersitz. Besonders eindrucksvoll zu sehen ist die Fragilität des Trainerjobs derzeit in der österreichischen Bundesliga. Alle sechs Mannschaften der Meistergruppe haben in der Sommerpause ihren Cheftrainer ausgetauscht. Auch wenn die Gründe dafür unterschiedlich ausfallen, bleibt am Ende ein Trainerfriedhof im oberen Bundesliga-Play-off.
Aktuellster Fall ist jener von Ranko Popović. Der 51-Jährige wurde am Donnerstag vom BundesligaSechsten SKN St. Pölten beurlaubt. Eine interne Analyse der abgelaufenen Saison habe zu diesem Schritt geführt, gab St. Pölten in einer Aussendung bekannt. Popovićs Nachfolger soll bis zum Trainingsauftakt am Montag präsentiert werden. „Das Erreichen der Meisterrunde war zweifellos ein großartiger Erfolg, wir haben aber dennoch keine ausreichende Entwicklung des Teams gesehen“, erklärte St. Pöltens Manager Andreas Blumauer. Unter Popović, der erst im vergangenen Oktober dem zu Rapid abgewanderten Didi Kühbauer gefolgt war, gewann der SKN nur vier von 24 Pflichtspielen. Zuvor schon musste Robert Ibertsberger seinen Trainersessel beim Bundesliga-Fünften Austria Wien für Christoph Ilzer räumen. Ibertsberger war selbst nur elf Spiele lang Cheftrainer gewesen, der Salzburger hatte im März den ebenfalls vorzeitig entlassenen Thomas Letsch beerbt. Der viertplatzierte SK Sturm „verbrauchte“in der vergangenen Saison ebenfalls zwei Trainer. Auf den glücklosen Heiko Vogel war Roman Mählich gefolgt. Die Performance in der Meisterrunde sowie die Heimniederlagenserie seien die Gründe für die Trennung von Mählich gewesen, ließ Sturm Graz wissen und präsentierte wenige Tage später mit dem 36-jährigen Serben Nestor Jevtić – alias Nestor El Maestro – einen neuen Mann.
Eine Trainerrochade – wenngleich unter völlig anderen Voraussetzungen – fand auch bei den Top drei der Bundesliga statt. Der Sensationsdritte WAC verlor Erfolgscoach Ilzer an die Wiener Austria und verpflichtete dafür Gerhard Struber aus Salzburgs Akademie. Der Vizemeistertitel mit dem LASK war für Oliver Glasner das Sprungbrett zum VfL Wolfsburg. Sein Nachfolger ist der Ex-Bayern-Profi Valérien Ismaël. Und bei Serienmeister Red Bull Salzburg trat der US-Amerikaner Jesse Marsch an die Stelle von Marco Rose, der ebenfalls zu Höherem berufen war und in die deutsche Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach wechselte.