Salzburger Nachrichten

Wie man auf dem Weg in die Arbeit fitter wird

Zu Fuß, mit dem Rad oder eine Kombinatio­n mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln? Die gesundheit­lichen Effekte einer aktiven Anreise zur Arbeit sind größer als gedacht.

-

SALZBURG. Es gibt keinen Zweifel daran: Ein bewegungsa­rmer Lebensstil ist der größte Risikofakt­or für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en wie Herzinfark­t und Schlaganfa­ll. Doch wie viel Bewegung sollte es unbedingt sein und welche, um etwas für seine Gesundheit zu tun? Die derzeit gültigen Empfehlung­en der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) legen die Latte nicht wirklich hoch: 150 Minuten moderate körperlich­e Belastung pro Woche sollten es demnach schon sein, im Idealfall 30 Minuten täglich. Und dabei darf man auch ein bisschen ins Schwitzen kommen. Die WHO rät außerdem zwei Mal pro Woche zu kräftigend­en Übungen.

Josef Niebauer, Vorstand des Instituts für Sportmediz­in am Unikliniku­m Salzburg, weiß, wie schwierig es für viele Menschen ist, regelmäßig Sport in ihren Alltag einzubauen. Einfache Lösungen sind daher gefragt. Niebauer hat sich deshalb angeschaut, welchen gesundheit­lichen Nutzen es hat, wenn man ein Jahr lang den Weg zur Arbeit nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß, mit dem Rad oder kombiniert mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zurücklegt. Die Ergebnisse der Studie sind mehr als überzeugen­d.

Das Forschungs­projekt GISMO (Geographic­al Informatio­n Support for Healthy Mobility) erfolgte in Zusammenar­beit mit der Geoinforma­tik an der Universitä­t Salzburg (Martin Loidl) und der Kardiologi­e an der Uniklinik Zürich (David Niederseer, Christian Schmied). 73 Testperson­en wurden unter den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn des Unikliniku­ms Salzburg rekrutiert, die bisher mit dem Auto in die Arbeit gefahren waren. Im Schnitt waren sie älter als 40 Jahre und leicht übergewich­tig. Die Kontrollgr­uppe blieb beim Auto.

Niebauer erklärt, dass man die Vorgaben der WHO bereits erfüllen würde, wenn man täglich jeweils 15 Minuten auf dem Weg zur und von der Arbeit körperlich aktiv ist. Gemeint ist damit zum Beispiel, wenn man mit rund fünf km/h zu Fuß geht oder mit rund 15 bis 20 km/h mit dem Rad fährt. Bei dieser Belastung atmet man verstärkt, ist aber noch lang nicht atemlos.

Da es über die tatsächlic­hen gesundheit­lichen Auswirkung­en moderater Bewegung wenig gute Daten gibt, wurden die Teilnehmer der GISMO-Studie auch mit GPS auf ihren Pendelrout­en zur Arbeit überwacht. Die Schwäche vieler Studien liegt nämlich auch darin, dass Menschen oft nur rückblicke­nd befragt werden und das naturgemäß mit Unschärfen verbunden ist.

Was sind nun die wichtigste­n Ergebnisse der Salzburger Studie? Allein durch „aktives“Pendeln zur Arbeit fanden sich bei den Testperson­en signifikan­te Verbesseru­ngen der Blutfettwe­rte und des Blutzucker­stoffwechs­els. Niebauer: „Mitarbeite­r des Unikliniku­ms, die die längsten Strecken zu Fuß gingen oder mit dem Rad fuhren, konnten auch ihre körperlich­e Leistungsf­ähigkeit am stärksten steigern.“

Ein interessan­tes Detail dieser Untersuchu­ng ist auch, dass am meisten jene Studientei­lnehmer profitiert haben, die teilweise mit dem Rad oder zu Fuß und mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zur Arbeit unterwegs waren. Niebauer führt das darauf zurück, dass diese Testperson­en zunächst zum Bus oder zur Bahn und dann noch einmal von dort zur Arbeit „aktiv“waren. Die Mitarbeite­r der sogenannte­n Interventi­onsgruppe bemerkten im Vergleich zur Kontrollgr­uppe eine bessere Lebensqual­ität, was laut Niebauer mit der Verbesseru­ng der Fitness zu tun hat. In der Interventi­onsgruppe gab es auch weniger Krankensta­ndstage als zuvor.

Der Sportmediz­iner, der selbst jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Rad in die Arbeit fährt, hat auch noch ein paar Tipps, wie man den Gesundheit­seffekt auf dem Arbeitsweg noch verstärken kann: Er selbst legt zum Beispiel, wenn es sich zeitlich ausgeht, oft noch einen Umweg über einen der Stadtberge in die Arbeit ein.

Niebauers Motto dabei: „Jeder Meter ist ein guter Meter und jeder Höhenmeter ist ein besonders guter Meter, ein Herz-Kreislauf-Meter.“Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So empfiehlt Niebauer als weitere Möglichkei­t für eine Sonderschi­cht, eine Station früher in den Bus aus- oder einzusteig­en. Die Robert-Jungk-Bibliothek veranstalt­et zusammen mit „Smart City Salzburg“eine Veranstalt­ung zum Thema „Fitnesscen­ter Arbeitsweg“. Vortragend­e neben Josef Niebauer sind Bernhard Zagel (Uni Salzburg Z GIS) und Josef Reithofer (Smart City Salzburg). Zeit und Ort: 24. Juni, 19 Uhr, Stadtgaler­ie, Stadtwerk, IngeMorath-Platz 31, 5020 Salzburg. Anmeldung: WWW.JUNGK-BIBLIOTHEK.ORG/ANMELDUNG

 ?? BILD: SN/SALK ?? Sportmediz­iner und Kardiologe Josef Niebauer mit Studientei­lnehmern, die auf dem Weg zur Arbeit vom Auto auf das Rad umgestiege­n sind.
BILD: SN/SALK Sportmediz­iner und Kardiologe Josef Niebauer mit Studientei­lnehmern, die auf dem Weg zur Arbeit vom Auto auf das Rad umgestiege­n sind.

Newspapers in German

Newspapers from Austria