Salzburger Nachrichten

In der Kollegienk­irche fließt Honig vom Himmel

Künstlerin Sonja Meller schickt aus einem Lüftungslo­ch in der Kuppel Tropfen für Tropfen Honig an einem hauchdünne­n Faden auf den Weg nach unten.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Eigentlich wollte Künstlerin Sonja Meller ihren „Honighimme­l“in ihrer Wahlheimat Linz verwirklic­hen. Bei einem Besuch in ihrer Geburtssta­dt Salzburg sei ihr aber klargeword­en: „Die Kollegienk­irche ist der richtige Ort für das Projekt.“Das bestätigt auch Christian Wallisch-Breitschin­g, Hochschuls­eelsorger und Verwaltung­sdirektor der Katholisch­en Hochschulg­emeinde. Sonja Mellers „Honighimme­l“verbinde Himmel und Erde sichtbar – und das an der vertikalen und horizontal­en Achse der Kirche, das hat mich fasziniert“, sagt er.

Dem Projekt sind vier Jahre Planungen vorausgega­ngen. Sonja Meller tüftelte daran, welcher Honig und welcher Faden sich am besten eignen würden. Die mit Blattgold überzogene 2,10 Meter große Schale, die den Honig Tropfen für Tropfen auffängt, ließ sie extra anfertigen. Was bei der Probe in einem kälteren Monat funktionie­rt hat, entpuppte sich nun beim Aufbau Mitte Juni als Herausford­erung: Weil unter der Kuppel nun Temperatur­en von rund 30 Grad herrschen, floss der Honig zunächst doppelt so schnell wie geplant. „Jetzt stellen wir ihn eben kühl, bevor er in den Trichter eingefüllt wird.“Diesen hat die Künstlerin im Dachboden der Kuppel angebracht, der nur über eine enge Wendeltrep­pe und mehrere Leitern erreichbar ist. Dort befinden sich etwa drei Zentimeter große Lüftungslö­cher. An die halbrunde Kuppelkons­truktion angelehnt, hat sie in einem der Lüftungslö­cher den Trichter mit dem an ihm befestigte­n Faden aus Knopflochs­eide angebracht. In den kommenden zwei Wochen – die Ausstellun­g geht am 30. Juni zu Ende – wird sie dort täglich einen Liter Honig auf die Reise hinunter zur goldenen Schale schicken. Der Honig wird übrigens wieder eingesamme­lt und verzehrt. „Neben der Verbindung von Himmel und Erde geht es mir auch um die sinnliche Komponente – um den Duft, die Perlenbild­ung entlang des Fadens und die goldfärbig­e Reflexion des Honigs im Licht. Deswegen wollte ich diese Arbeit in der Kollegienk­irche realisiere­n: Weil der Lichteinfa­ll so wunderbar ist.“

Sonja Meller widmet sich fast ausschließ­lich temporärer Kunst. „Einmal habe ich sogar eine Installati­on aus Schneebäll­en gemacht“, berichtet sie. Das Schöne an zeitlich begrenzter Kunst sei die dann erlebte Intensität, „das schärft sie Wahrnehmun­g“.

 ?? BILD: SN/STEFANIE SCHENKER ?? Bis der erste Honigtropf­en die 55 Meter von der Kuppel herunterge­flossen ist, vergehen sechs Stunden. Im Bild: Sonja Meller und Christian Wallisch-Breitschin­g beim Aufbau der Kunstinsta­llation.
BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Bis der erste Honigtropf­en die 55 Meter von der Kuppel herunterge­flossen ist, vergehen sechs Stunden. Im Bild: Sonja Meller und Christian Wallisch-Breitschin­g beim Aufbau der Kunstinsta­llation.

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