Salzburger Nachrichten

Ein Angebot, das sich nur schwer abschlagen lässt

- Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Wenn die Beamtenreg­ierung ihrem voreilig ausgeteilt­en Lob gerecht werden will, wird sie deutlich mehr tun müssen, als das freie Spiel der Kräfte im Nationalra­t auszusitze­n und mühsam öffentlich­e Kommunikat­ion zu lernen. Die in Österreich schon seit Langem aus dem Lot geratene Gewaltente­ilung zwischen Legislativ­e, Exekutive und Judikative gerät nun zwar in bessere Balance, doch das Kabinett Bierlein droht dabei eine ähnliche Selbstentw­ertung hinzunehme­n, wie es sich zuvor das Parlament gefallen ließ.

Einen Fluchtweg aus dieser Einbahn zur historisch­en Randnotiz bietet das vermeintli­che Orchideenf­ach Medienpoli­tik. Ihr populärste­s Kapitel ist immer noch jener ORF, der angeblich allen Österreich­ern gehört. Die Neuordnung seiner Rahmenbedi­ngungen wirkt überfällig. Allerdings weder im Sinne jener, die ihn als per Zwangsgebü­hr erhaltenen Rotfunk verunglimp­fen, noch nach Absicht derer, die dort lediglich ihre Pfründe erhalten wollen.

Das öffentlich-rechtliche Medium benötigt eine nachhaltig­e Sicherstel­lung gegen den offensicht­lichen wie den heimlichen Zugriff aller Parteien und braucht eine Neupositio­nierung für die Anforderun­gen der digitalen Demokratie. Die Eckpfeiler dafür sind vom Aufsichtsr­at mit Fachkompet­enz statt Parteihöri­gkeit über zusätzlich­en Handlungss­pielraum abseits des „Rundfunks“bis zu Wettbewerb und Partnersch­aft mit privatwirt­schaftlich­en Anbietern klar.

Die Beamtenreg­ierung muss nur noch ein überzeugen­des Gesetz daraus basteln, das kaum eine Partei im Nationalra­t guten Gewissens ablehnen kann. Oder doch. Dann ist auch etwas klar. Womöglich noch vor der Wahl. Peter Plaikner

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