Kollateralnutzen bei der Verbrecherjagd
Sie sind nicht zu leugnen, die Kratzer am Image der so lange hochgelobten nordischen Krimis. Da und dort wiederholen sich Motive, manchmal ist die Regie nicht so kompromisslos innovativ wie in den ersten Jahren. „Mord im Mittsommer“zum Beispiel schleppt sich von Staffel zu Staffel, ohne kreativ zu wirken, geschweige denn außergewöhnlich spannend.
Umso mehr gilt es die Filme zu würdigen, die noch vom ursprünglichen Atem zehren. Bei „Stockholm Requiem“passt alles: die Geschichte, die Schauspieler, die Dramaturgie. Basis der fünf Verfilmungen von Romanen der schwedischen Autorin Kristina Ohlsson ist eine starke Frau, die sich gegen zwei Ermittlerkollegen behaupten muss.
Das ist, zugegeben, keine neue Konstellation, aber die Art und Weise, wie hier die Balance zwischen den Fällen, den Ermittlungsarbeiten und den Privatleben der Protagonisten gehalten wird, zeugt von seltenem Fingerspitzengefühl.
Liv Mjönes spielt Fredrika, eine starke Frau, die unbedingt ein Kind will und es als neue Kriminalistin mit Teamleiter Alex (Jonas Karlsson) und Peder (Alexej Manvelov) zu tun bekommt. Schon beim ersten Fall, einer teuflisch geplanten und durchgeführten Kindesentführung, wird sie ins kalte Wasser geworfen. Aber erringt bei ihren Kollegen mit einigen originellen Ideen und Vorschlägen bald Respekt. Das Profil einer Figur zu schärfen kann viel für den Spannungsbogen beitragen. Und es gibt von nicht wenigen – dezent bebilderten – Seitensprüngen zu berichten.
Es sind die dunklen Seiten von Stockholm, die sich in dieser Miniserie wegducken. Trotzdem gibt es Kollateralnutzen, etwa, wenn bei der intensiven Fahndung nach dem Entführer sich unvermittelt ganz andere böse Buben im Netz der Gesetzeshüter verfangen.
Zwischendurch ist es rührend mitanzusehen, wie sich zwei Schweden in englischer Konversation versuchen.