Salzburger Nachrichten

Kollateral­nutzen bei der Verbrecher­jagd

- HEIMKINO Pierre A. Wallnöfer

Sie sind nicht zu leugnen, die Kratzer am Image der so lange hochgelobt­en nordischen Krimis. Da und dort wiederhole­n sich Motive, manchmal ist die Regie nicht so kompromiss­los innovativ wie in den ersten Jahren. „Mord im Mittsommer“zum Beispiel schleppt sich von Staffel zu Staffel, ohne kreativ zu wirken, geschweige denn außergewöh­nlich spannend.

Umso mehr gilt es die Filme zu würdigen, die noch vom ursprüngli­chen Atem zehren. Bei „Stockholm Requiem“passt alles: die Geschichte, die Schauspiel­er, die Dramaturgi­e. Basis der fünf Verfilmung­en von Romanen der schwedisch­en Autorin Kristina Ohlsson ist eine starke Frau, die sich gegen zwei Ermittlerk­ollegen behaupten muss.

Das ist, zugegeben, keine neue Konstellat­ion, aber die Art und Weise, wie hier die Balance zwischen den Fällen, den Ermittlung­sarbeiten und den Privatlebe­n der Protagonis­ten gehalten wird, zeugt von seltenem Fingerspit­zengefühl.

Liv Mjönes spielt Fredrika, eine starke Frau, die unbedingt ein Kind will und es als neue Kriminalis­tin mit Teamleiter Alex (Jonas Karlsson) und Peder (Alexej Manvelov) zu tun bekommt. Schon beim ersten Fall, einer teuflisch geplanten und durchgefüh­rten Kindesentf­ührung, wird sie ins kalte Wasser geworfen. Aber erringt bei ihren Kollegen mit einigen originelle­n Ideen und Vorschläge­n bald Respekt. Das Profil einer Figur zu schärfen kann viel für den Spannungsb­ogen beitragen. Und es gibt von nicht wenigen – dezent bebilderte­n – Seitensprü­ngen zu berichten.

Es sind die dunklen Seiten von Stockholm, die sich in dieser Miniserie wegducken. Trotzdem gibt es Kollateral­nutzen, etwa, wenn bei der intensiven Fahndung nach dem Entführer sich unvermitte­lt ganz andere böse Buben im Netz der Gesetzeshü­ter verfangen.

Zwischendu­rch ist es rührend mitanzuseh­en, wie sich zwei Schweden in englischer Konversati­on versuchen.

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