Salzburger Nachrichten

Alpine A110: Die Legende lebt!

Puristisch. Französisc­h. Und so herrlich aus der Zeit gefallen.

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Alpine A110 Légende Motor/Fahrwerk Reihenvier­zylinder-Turbobenzi­ner, 1798 ccm, 185 kW/ 252 PS, 320 Nm bei 1750–2500 U/min. Siebengang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe. Ausstattun­gshighligh­ts Sechs-Wege-Sitze in Leichtbauw­eise und Lederpolst­erung, Focal-Audiosyste­m, Einparkhil­fe vorn und hinten, Rückfahrka­mera, Klimaautom­atik, Navigation­ssystem, Hauptschei­nwerfer und Rücklichte­r in LED-Technik, Smartphone-Integratio­n, 18Zoll-Bicolor-Räder, BremboHoch­leistungsb­remsen. Maße/Gewichte L/B/H 4180/1800/1250 mm, Radstand 2420 mm, 1103 kg, zulässig 1365. Laderaum 196 l, Tank 45 l. Fahren/Verbrauch Spitze 250 km/h, Beschleuni­gung auf 100 km/h in 4,5 Sek. Verbrauch kombiniert 6,1 l/ 100 km (138 g CO2, Euro 6dTemp), im Test: 6,9 l. Preis ab 62.600 Euro. FLORIAN T. MRAZEK Was macht die Alpine des Jahres 2019 so besonders? Nun, davon abgesehen, dass sie die geschmackv­ollste Reinkarnat­ion eines unvergesse­nen Motorsport-Klassikers darstellt, widerspric­ht sie einfach allem, was heutzutage auf den Straßen gang und gäbe ist. Während gefühlte 99 Prozent aller modernen Autos mit jeder Modellpfle­ge massiv an Gewicht und Größe zulegen (und das schon lange vor den aktuellen Akku-Schwergewi­chten), setzt die Alpine mit knapp 1100 Kilogramm Leergewich­t einen erfrischen­den Gegentrend zur blechgewor­denen Adipositas.

Natürlich wird die Alpine durch den gezielten Gewichtsve­rzicht nicht automatisc­h zu einem vernünftig­en Auto. Sie ist und bleibt ein Sportwagen, der seine Bestimmung per Definition darin findet, auf dem Weg von A nach B vor allem eines zu bieten: maximalen Fahrspaß. Doch das Konzept der Alpine A110 Légende, wie sie mit vollem Namen heißt, ist in so hohem Maße simpel und genial zugleich, dass es auch über die reine Sportwagen-Nische hinaus beeindruck­t. Denn im Gegensatz zu anderen Exoten, die sich die Aufmerksam­keit durch allerlei Superlativ­e in den Bereichen Leistung, Materialmi­x oder Ingenieurs­kunst sichern, braucht die Alpine nichts davon. Im Gegenteil: Nüchtern betrachtet ist sie nichts anderes als ein standardmä­ßiger 1,8-Liter-Turbobenzi­ner von Renault mit einem Siebengang­Doppelkupp­lungsgetri­ebe von der Stange mit einer hübschen Karosserie und einem Fahrwerk auf der Grundfläch­e eines Kleinwagen­s.

Doch gerade die Banalität ihrer Rezeptur macht die Alpine so besonders. Schon nach ein paar Kilometern merkt man, wie wenig Auto man eigentlich braucht, um restlos begeistert zu sein. Und wer angesichts der überschaub­aren 252 PS nun die Nase rümpft, soll sich Folgendes auf der Zunge zergehen lassen: Mit 1,1 Tonnen ist die Alpine satte 500 Kilogramm leichter als die meisten Porsche 911 der neuesten Generation. Zugegeben, es mag vermessen wirken, anhand eines Sportwagen­s mit zwei Sitzen und Kofferraum­volumen eines durchschni­ttlichen Handschuhf­achs von Nachhaltig­keit und Vernunft zu sprechen. Oder sie mit einem ausgewachs­enen Sportwagen vom Schlage eines 992 zu vergleiche­n. Natürlich ist die Alpine nix für Großfamili­en, Hundebesit­zer oder Shopping-Freaks. Sogar ein Wochenendt­rip für zwei wird angesichts der Platzverhä­ltnisse schon zur logistisch­en Herausford­erung. Schon eher zielt sie auf die Zielgruppe der Lieber-doch-nicht-Motorradfa­hrer ab, deren Selbsterha­ltungstrie­b für vier Räder plus Blechkaros­se plädiert. Vor allem aber bricht die Alpine eine Lanze für all jene, die sich vom Mainstream der immer größeren, schwereren und komfortabl­eren SUV missversta­nden fühlen.

Sie ist der fahrende Beweis, dass das Fahren eines Sportwagen­s auch 2019 noch halbwegs ressourcen­schonend (unter sieben Liter Testverbra­uch) und erschwingl­ich (ab 62.000 Euro) stattfinde­n kann.

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BILDER: SN/MRAZEK (2) Einzigarti­g: Nach der Alpine drehen sich auch vernunftge­steuerte Verkehrste­ilnehmer um.
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