Schwerkranke telefonieren per Video mit Arzt
Die Caritas möchte mit dem neuen Instrument die Betreuung von Patienten zu Hause erleichtern.
SALZBURG-STADT. Zu Hause, begleitet von den Liebsten, bis zum Ende des Lebens betreut werden. Dieser Wunsch kann vielen schwerkranken Menschen in allen Bezirken des Bundeslands dank der mobilen Palliativteams der Caritas erfüllt werden. Sie leisten nicht nur medizinische Hilfe, sondern sind den Patienten und ihren Angehörigen auch eine seelische Stütze
In Zukunft soll die Betreuung der Patienten zu Hause mithilfe von Telemedizin erleichtert werden. „Wir möchten die Möglichkeit der Videotelefonie auf den Weg bringen“, kündigte CaritasDirektor Johannes Dines am Freitag an. Dadurch können Patienten von daheim aus über eine gesicherte Leitung mit dem Arzt in Kontakt treten. Die Palliativmediziner der Caritas und ihre Partner in den Spitälern sollen mit speziellen Tablets ausgestattet werden. Das Land hat bereits zugesagt, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Außerdem sollen Fördermittel der EU fließen.
Oft sei es nötig, die medizinische Betreuung, etwa die Anpassung von Medikamenten, mit dem Arzt abzustimmen, sagt Dines. Palliativmediziner könnten in solchen Situationen aber nicht immer sofort direkt vor Ort sein. „Ärzte in diesem Bereich zu gewinnen ist schwierig.“Mithilfe der Videotelefonie könne der Patient dem Palliativmediziner in diesem Fall seine Symptome selbst schildern. Auch die Pflegekräfte und Angehörigen seien in die Kommunikation eingebunden. Der Arzt könne sich über die Kamera auch Dinge anschauen. Das Fachpersonal könne dann vor Ort rasch reagieren und die Behandlung anpassen. Der Patient müsse nicht extra ins Spital.
„Der Bedarf nach mobiler Palliativversorgung steigt stetig, wir konnten im Zentralraum nicht mehr alle Anfragen abdecken“, sagt Dines. Absagen in einer so sensiblen Lebensphase gehören nun der Vergangenheit an. Zusätzlich zum bestehenden Team, das seit zehn Jahren in der Stadt Salzburg, im Flachgau und im Tennengau im Einsatz ist, hat nun im Zentralraum ein zweites Team die Arbeit aufgenommen. Bis Ende des Jahres soll es komplett sein. Die Suche nach Diplomkräften und Ärzten läuft. Die Kosten von 450.000 Euro tragen Bund, Land und GKK.
Durch Begegnungen auf Augenhöhe und intensive Gespräche mit den Patienten und ihren Familien gelinge es, das Thema Sterben und den bevorstehenden Tod ein Stück mit ins Leben zu holen, betont Dines. Es gehe nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den verbleibenden Tagen mehr Leben.
Ulrich Treipl, der als Palliativfachkraft im Team arbeitet, schildert eine Erfahrung, die er bei den Familien daheim oft macht: Angehörige und die Patienten hätten oft andere Erwartungen. „Die Angehörigen treten oft mit der Bitte an uns heran, vor dem Patienten noch nicht übers Sterben zu sprechen – und umgekehrt.“Oft falle es den Menschen leichter, mit jemandem aus dem Team ein offenes Gespräch zu führen als mit den Angehörigen. Im Umgang miteinander sei in der letzten Lebensphase ein hohes Maß an Ehrlichkeit nötig.
So natürlich wie mit der Geburt und dem Beginn des Lebens umgegangen werde, so natürlich müsste auch mit dem Sterben und dem Tod umgegangen werden, meint Peter Grüner, der Chefarzt der Salzburger Gebietskrankenkasse. Er hat einen Koffer entwickelt, der den Teams gute Dienste leistet und nach seinem Erfinder scherzhaft „Grüner-Koffer“genannt wird. Er enthält eine Aufstellung von Medikamenten, Schmerzmitteln und Verbandsstoffen, die unabhängig von Rezepten rasch eine professionelle Übergangsversorgung ermöglichen – zum Beispiel nach dem Spitalsaufenthalt.