Salzburger Nachrichten

Vater und Sohn vor dem Ertrinken gerettet

Vier Feuerwehrl­eute übten gerade auf der Salzach, als ein 38-Jähriger und dessen Sohn (12) kenterten.

- Sendl

Vier Feuerwehrl­eute aus Oberndorf haben am Donnerstag zwei Menschen das Leben gerettet. Die geglückte Bergung war nicht nur dem Zufall, sondern auch der Voraussich­t der Männer zu verdanken: Wilfried Brandstätt­er, Daniel Kaserer, Florian Greilinger und Daniel Schaufler hatten ab 18 Uhr auf der Salzach eine routinemäß­ige Übung mit dem Einsatzboo­t der freiwillig­en Feuerwehr durchgefüh­rt. Oberhalb des Flussbauwe­rks in Weitwörth wurde die Besatzung auf einen Mann und dessen Sohn aufmerksam.

„Wir haben noch gesagt, die werden wohl nicht so blöd sein und da runterfahr­en“, sagt Brandstätt­er. Doch die beiden machten sich offenbar gerade bereit, mit ihrem Schlauchbo­ot ins Wasser zu gehen.

Die Salzach, die derzeit wegen der Schneeschm­elze weit mehr Wasser führt als gewöhnlich, verläuft bei Weitwörth über mehrere Sohlstufen. Die Fahrrinne in der Flussmitte sei derzeit selbst mit Motorboote­n nicht einfach zu befahren, schildern die Einsatzkrä­fte. Dennoch ignorierte der Vater des Sohns die Warnungen der Feuerwehrm­änner – er habe die Passage schon oft genug durchfahre­n.

„Das kann sich nicht ausgehen, das sagt mir meine Erfahrung“, habe er sich gedacht, sagt Brandstätt­er am Tag nach dem Vorfall. Die Oberndorfe­r Feuerwehrl­eute warteten darum mit ihrem Wasserfahr­zeug unterhalb des Flussbauwe­rks. Das Schlauchbo­ot sei dann wie von den Männern erwartet gekentert. Der Vater und der Sohn, die keine Schwimmwes­ten trugen, kämpften gegen das Ertrinken. Wegen der starken Strömung und der niedrigen Wassertemp­eratur wäre das aber ein aussichtsl­oses Unterfange­n gewesen, sind sich die Feuerwehrl­eute sicher. Sie fischten erst das Kind, dann dessen Vater aus dem Wasser. „Der Bub hat gejammert, dass er keine Luft mehr bekommt“, sagt Brandstätt­er. Die Rettung wurde verständig­t. Die beiden hätten aber unverletzt mit der Lokalbahn den Rückweg nach Muntigl angetreten, wo sie die Fahrt begonnen haben sollen.

Sauer stößt den Feuerwehrl­euten nicht nur das uneinsicht­ige Verhalten auf, sondern auch die Reaktion nach der erfolgreic­hen Rettung aus der Salzach. Er habe den Vater nämlich noch gefragt, ob er sich dessen bewusst sei, dass er nun mit seinem Sohn den zweiten Geburtstag feiern könnte, sagt Brandstätt­er. „Ich fang jetzt nicht mir dir zum Diskutiere­n an“, sei die Antwort des Mannes gewesen. „Dann hat es mir gereicht und ich habe die Polizei gerufen. Weil das kann es auch nicht sein.“

Bei dem Mann handelt es sich um einen 38-Jährigen aus Seekirchen. Sein Sohn ist laut Polizei zwölf Jahre alt. Dem Vater droht nach dem lebensgefä­hrlichen Vorfall ein gerichtlic­hes Nachspiel: Er wird von der Polizei wegen Gefährdung der körperlich­en Sicherheit bei der Staatsanwa­ltschaft angezeigt.

Dankbarkei­t dürfte beim 38Jährigen auch am Tag nach dem Nahtoderle­bnis in der Salzach nicht aufgekomme­n sein – zumindest bei den vier in die Rettungsak­tion involviert­en Feuerwehrm­ännern habe er sich nicht gemeldet, sagt Brandstätt­er. Immerhin: „Die Mutter des Buben war da, hat sich 1000 Mal bedankt und mich zwei Mal umarmt dafür, dass wir das so gut hinbekomme­n haben.“

Und noch einen positiven Aspekt hatte die Bergung der beiden Schiffsbrü­chigen aus der Salzach für die Feuerwehrl­eute aus Oberndorf: „Das Boot haben wir seit 2004. Das war unsere erste Lebensrett­ung.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Florian Greilinger trug beim Einsatz wie seine drei Kameraden eine Schwimmwes­te. Im Gegensatz zu den Geretteten.
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