Kunst, die aus der Steinzeit stammt
Von der Naturtreue hin zu abstrakter Kunst – vor 12.000 Jahren
Vor rund 40.000 Jahren wanderte der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens sapiens), der seine Wurzeln in Afrika hatte, nach Europa ein. Der ansässige Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis) starb vor etwa 26.000 Jahren aus. Zeitlich fiel mit der Ankunft des modernen Menschen eine neue Ära der Kunstgeschichte zusammen: Unter „Eiszeitkunst“oder „paläolithischer Kunst“fallen Werke der jüngeren Altsteinzeit, also des europäischen Jungpaläolithikums, datierbar auf etwa 40.000 bis 12.000 Jahre vor heute. Überliefert ist Kleinkunst in Form detailreicher Skulpturen aus Elfenbein und Knochen sowie Gravuren in Steinen. Weit beeindruckender sind jedoch die Höhlenmalereien: Mehr als 400 Höhlen in Europa sind bekannt, die meisten davon befinden sich in Karstgebieten. Die Eiszeitkünstler bevorzugten die Darstellung von Tieren, wobei sich eine beeindruckende Beobachtungsgabe und detailgetreue Wiedergabe bestaunen lassen. Pferde, Bisons und Rentiere, aber auch Mammuts, Höhlenlöwen und -bären sowie Wollnashörner finden sich an den Wänden. Berühmt sind die Bisons von Altamira in Kantabrien im Norden Spaniens und die Tiere in der Höhle von Lascaux in Frankreich. Weit seltener wurden Menschen dargestellt; von Landschaften und Pflanzen fand sich bislang noch keine Spur. Mit dem großen Klimaumbruch am Ende des Pleistozän vor etwa 12.000 Jahren änderte sich auch die Kunst. Im Lauf von nur etwa 1500 Jahren wichen die bis dato vorherrschenden, detailgetreuen Darstellungen abstrakten, geometrischen Motiven.