Salzburger Nachrichten

Nach wie vor gilt: Teilzeit ist in Frauenhand

Das klassische „Zuverdiene­rmodell“herrscht bei österreich­ischen Paaren noch immer vor. Teilzeitbe­schäftigte sind zwar zufriedene­r, nicht wenige möchten dennoch gern mehr Stunden arbeiten.

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Handel, Gastronomi­e und Gesundheit­swesen sind jene Bereiche, in denen die Menschen vorwiegend Teilzeit arbeiten: Rund 1,1 Millionen Erwerbstät­ige in Österreich gingen im Vorjahr einer Teilzeitbe­schäftigun­g nach. Davon ist nach wie vor der Großteil weiblich: Acht von zehn Teilzeitjo­bs sind in Frauenhand. Konkret heißt das, dass 885.000 Teilzeit arbeitende Damen etwa 200.000 Männern in Teilzeitbe­schäftigun­g gegenübers­tehen. So lauten die Ergebnisse des aktuellen Arbeitskli­ma Index der oberösterr­eichischen Arbeiterka­mmer. Für die vierteljäh­rliche Umfrage werden jedes Jahr 4000 österreich­ische Beschäftig­te zu Rate gezogen, um so die wirtschaft­lichen und sozialen Entwicklun­gen aus Sicht der Berufstäti­gen zu ermitteln. Zwei Mal jährlich werden die Daten veröffentl­icht.

Ungleiche Verteilung, alte Rollenbild­er?

Laut AK weist die ungleiche Verteilung auf die noch immer vorherrsch­enden alten Rollenbild­er hin: Der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau kümmert sich neben ihrem Teilzeitjo­b um Haushalt und Kinder. Vor allem nach der Geburt des ersten Kindes verfestigt sich dieses traditione­lle Erwerbsver­halten oftmals. Neben den klaren Vorteilen der Teilzeitar­beit, wie besserer Zeiteintei­lung und der Vereinbark­eit von Beruf und Privatlebe­n, spielen natürlich auch negative Aspekte mit. 45 Prozent der Teilzeitbe­schäftigte­n sind mit ihrem Einkommen mittel- bis gar nicht zufrieden, fast zwei Drittel kommen mit ihrem Verdienst kaum oder gar nicht über die Runden. 14 Prozent der Teilzeitkr­äfte möchten laut Arbeiterka­mmer den Beruf wechseln. Immerhin sind drei Viertel der Damen mit ihrer Teilzeitar­beit zufrieden, ein Viertel der Befragten möchte dennoch gern mehr Stunden arbeiten.

„Im Handel etwa werden seit rund 15 Jahren so gut wie keine Vollzeitst­ellen mehr angeboten. Damit können Frauen, die keine Kinder haben und 40 Stunden arbeiten möchten, ihren Wunsch nach mehr Arbeit nicht realisiere­n“, sagt Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich: „Dazu kommt, dass gerade Teilzeitjo­bs oftmals schlecht bezahlt sind.“Verteufeln will die AK die Teilzeitar­beit nicht: „Sie kann aber insbesonde­re für Single-Frauen zur Armutsfall­e werden“, meint Kalliauer.

Wie lautet nun das Fazit? „Es muss mehr Vollzeitjo­bs für Frauen und ein Rückkehrre­cht auf Vollzeit nach der Babypause geben. Gleichzeit­ig muss die Arbeitszei­t gerechter zwischen Männern und Frauen verteilt werden“, schlussfol­gert Kalliauer.

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BILD: SN/BILDERBOX Die typische Teilzeitbe­schäftigte in Österreich ist zwischen 35 und 44 Jahre alt, hat eine berufsbild­ende mittlere Schule absolviert und zwei bis drei Kinder zur Welt gebracht.

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