Salzburger Nachrichten

GEFÄHRLICH

- AUSSEN@SN.AT

6000 Seeminen hat der Iran. Eine starke Waffe. Und die Möglichkei­t, die Straße von Hormuz auf lange Zeit zu blockieren.

Über dem Persischen Golf zieht Nebel auf. Propaganda-Nebel, der den klaren Blick auf das tatsächlic­he Geschehen trübt. Deshalb kann niemand wirklich sagen, wer für die Angriffe auf die beiden Tanker verantwort­lich ist. Leider fehlt nicht nur dem Regime in Teheran jede Glaubwürdi­gkeit, sondern auch dieser US-Regierung, deren Präsident Donald Trump mit der Wahrheit auf Kriegsfuß steht.

Schlüssige Erklärunge­n bieten sich einige an. So könnten Hardliner im Iran die Absicht verfolgt haben, die Vermittlun­gsbemühung­en zwischen den USA und dem Iran durch den japanische­n Premier Shinzō Abe zu unterminie­ren. Darüber hinaus drängen Elemente der Revolution­sgarden auf Rache für den unilateral­en Sanktionsk­urs Trumps. Gegen die Interessen der USA Nadelstich­e zu setzen, deren Urheber verborgen bleiben, böte sich als ideales Mittel an.

Denkbar scheint auch eine gezielte Provokatio­n durch Saudi-Arabien, das mit dem Iran um die religiöse und hegemonial­e Vormacht in der Region konkurrier­t. Nie war die Chance größer für Riad, die Supermacht in einen Konflikt mit dem Erzfeind hineinzuzi­ehen, wie in dieser Präsidents­chaft.

Experten halten es auch nicht für ausgeschlo­ssen, dass interessie­rte Kreise in den USA einen Kriegsvorw­and schaffen wollen. Innerhalb der TrumpRegie­rung ziehen ja Kräfte in entgegenge­setzte Richtungen. Die „Falken“Mike Pompeo und John Bolton vermitteln den Eindruck, ihnen sei jeder Anlass für einen Waffengang gegen die Mullahs recht. Trump dagegen rasselt zwar gern laut mit dem Säbel, hat aber starke isolationi­stische Instinkte.

Mit Gewissheit lässt sich dagegen sagen, dass die Strategie des „maximalen Drucks“auf Teheran ein Rohrkrepie­rer ist.

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Thomas J. Spang

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