Salzburger Nachrichten

Der Ausweg lautet: Absolute Transparen­z

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SN.AT

Die seit Ibiza ohnehin wieder einmal unter dem Generalver­dacht des Schlawiner­tums stehende Parteipoli­tik wird ihrem schlechten Ruf voll gerecht. Die ÖVP gab am Freitag zu, im Jahr 2017 nicht bloß ihre Wahlkampfk­osten um fast das Doppelte überschrit­ten zu haben. Sie gestand auch ein, dass einige ihrer Großspende­r ihre Zuwendunge­n so gestückelt haben, dass sie – und die ÖVP – die sofortige Meldepflic­ht beim Rechnungsh­of umgehen konnten. Es handelt sich hier um eine Unverfrore­nheit der Sonderklas­se, die allenfalls noch übertroffe­n wird dadurch, dass sich ausgerechn­et die Ibiza- und Mandatssch­acherparte­i FPÖ am lautesten über die unsauberen Umtriebe bei der ÖVP alterierte. Und auch die Empörung der SPÖ, die erklecklic­he Zuwendunge­n von ihr nahestehen­den Organisati­onen erhält und erhielt, wirkt heuchleris­ch.

Heuchleris­ch ist es auch, dass zwar alle nach einer Reform der Parteifina­nzierung rufen, aber alle eine Reform wollen, die der eigenen Partei nicht wehtut. Die SPÖ will die Parteispen­den mit 200.000 Euro pro Wahlkampf deckeln – eh klar, mangels potenter Spender aus der Wirtschaft kriegt sie kaum mehr als diesen Betrag. Die ÖVP will die staatliche Parteifina­nzierung reduzieren – eh klar, sie kann sich im Gegensatz zur SPÖ ja mit Großspende­n aus der Wirtschaft behelfen. Schon werden Rufe laut, Spenden ab einer gewissen Höhe überhaupt zu verbieten. Was den Parlaments­parteien nicht wehtäte, die können sich ja per Nationalra­tsbeschlus­s mit Steuergeld überschütt­en. Neue politische Kräfte hingegen, zuletzt die Neos und die Liste Jetzt, die bei ihrem Start nichts vom Staat erhielten, wären ohne Spenden chancenlos. Das würde manch etablierte­r Partei gewiss so passen, würde aber gleichzeit­ig das bestehende Parteiensy­stem auf Jahrzehnte zementiere­n.

Der Ausweg lautet: absolute Transparen­z. Sämtliche Spenden und sämtliche staatliche­n Beträge, die an die Parteien fließen, sind dem Rechnungsh­of zu melden und der Öffentlich­keit mitzuteile­n. Ohne miese Tricks, die der Demokratie schweren Schaden zufügen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria