ORF-Doku zu Burschenschaften hat nun doch einen Sendeplatz
Nachdem der ORF die Dokumentation „Männer, Mächte und Mensuren“angeblich monatelang vor sich hergeschoben hat, strahlt er sie nun aus – mit zusätzlichem Salzburg-Inhalt. Doch warum erscheint die Reportage genau jetzt?
WIEN. Es war eine Meldung, die ordentlich Wellen schlug: Im März berichteten die „Salzburger Nachrichten“, dass eine ORF-Doku zu Burschenschaften und katholischen CV-Verbindungen keinen Sendeplatz findet. Die Dokumentation hätte im Jänner gespielt werden sollen, sei dann aber von der Geschäftsführung verschoben worden, schilderten die Verantwortlichen der Sendereihe. Nun hat die Doku „Männer, Mächte und Mensuren“ihren Sendeplatz gefunden: Wie die ORF-Pressestelle bestätigte, wird die TV-Reportage am 10. Juli um 22.30 Uhr auf ORF 2 gezeigt.
„Ich wurde auf dem korrekten Weg vom Sendungsverantwortlichen darüber informiert“, sagt Robert Wiesner. Der frühere „Report“Chef hat „Männer, Mächte und Mensuren“gemeinsam mit Gregor Stuhlpfarrer gestaltet. Doch warum erscheint die Reportage genau jetzt? Laut ORF-Pressestelle sei die Doku „um die jüngsten politischen Erkenntnisse aktualisiert worden“. Sie nun zu senden sei „ein programmplanerisch üblicher Vorgang“. Schon im März widersprach der ORF den Wortmeldungen seiner Mitarbeiter, wonach die Doku verschoben worden sei. Es habe nie einen geplanten Termin gegeben.
In der Doku wird etwa die Burschenschaftsvergangenheit von Heinz-Christian Strache nachgezeichnet. Kann es sein, dass der ORF mit der Dokumentation zuerst nicht politisch anecken wollte – sie jetzt aber zeigt, da die FPÖ-Regierungszeit passé ist? „Das glaube ich nicht“, sagt Wiesner. Aber warum hat es dann bis zur Ausstrahlung so lang gedauert? „Ich war froh, dass sie auf Sendung geht. Da habe ich es mir verkniffen, Motive zu suchen“, ergänzt Wiesner. Die Doku zeichne etwa nach, wie stark sich Strache zu Beginn seiner FPÖ-Obmannschaft um Burschenschafter bemüht hat. „Bis hin zum Höhepunkt seiner Macht, als er sich dann in Sachen Antisemitismus gegen die Burschenschafter gestellt hat“, beschreibt Wiesner.
Doch der frühere Vizekanzler ist nur ein kleiner Baustein der rund 50-minütigen Reportage. In der Doku soll etwa herausgearbeitet werden, wo die Unterschiede zwischen Burschenschaften und CVVerbindungen liegen. Zudem sei in den vergangenen Wochen auch der Bezug der Identitären zu Burschenschaften eingewoben worden. Im Mittelpunkt stehe vor allem eine Salzburger Burschenschaft, bei der Identitäre einen Abend veranstaltet hätten, um zusätzliche Anhänger zu gewinnen. Die Inhalte hätten „einigen imponiert“, sagt Wiesner.