Erste Wale auf dem Weg in die Freiheit
Das „Walgefängnis“löste internationale Proteste aus. Nun sollen die Tiere wieder dort ausgesetzt werden, wo sie gefangen wurden.
Die ersten der knapp 100 im Osten Russlands gefangen gehaltenen Wale sind auf dem Weg in die Freiheit. Mehrere Lastwagen transportierten sechs Belugas und zwei Orcas am Freitag in die Stadt Chabarowsk nahe der Grenze zu China, wo sie anschließend auf ein Schiff verladen werden sollten. Das teilte das Forschungsinstitut für Fischerei und Meereskunde der Agentur Interfax zufolge mit. Tierärzte hätten den Zustand der Tiere als „derzeit gut“eingestuft.
Der Transport begann am Donnerstag. „Vor uns liegt eine Menge Arbeit, die noch nie zuvor von jemandem geleistet wurde“, teilte das Forschungsinstitut mit. Die Tiere werden den Angaben zufolge bei ihrem sechstägigen Transport von 70 Spezialisten begleitet. Der erste Teil des Transports per Lkw ist Experten zufolge sicherer als per Schiff, weil das „Bewegungsrisiko“geringer sei. Die Wale sollen dort ausgesetzt werden, wo sie gefangen wurden. Die Nachricht von der Freilassung kam während der Fernsehsendung „Direkter Draht“, bei der Menschen aus Russland dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Fragen stellen können. Der Kremlchef hatte sich für die Freilassung eingesetzt. Zuletzt war aber unklar, wann die Tiere in die Freiheit zurückkehren können. Nach Angaben des Forschungsinstituts soll der Transport aller Tiere bis Oktober abgeschlossen sein. Neun Orcas und 81 Belugas befänden sich noch in der Anlage. Offen war, ob tatsächlich alle Wale freikommen. Die Tiere sollten nach früheren Angaben vor dem Transport auf ihre Gesundheit untersucht werden. Erst dann sollte entschieden werden, ob sie die Reise antreten können. Der Fall der eingesperrten Meeressäuger hatte international Proteste ausgelöst. Tierschützer schlugen im Vorjahr Alarm, weil die Wale in viel zu kleinen Becken in einer Bucht am Japanischen Meer gehalten wurden. Die Aktivisten sprachen von einem „Walgefängnis“und befürchten, die Tiere könnten an chinesische Aquarien verkauft werden. Mehrere Firmen, die die Anlage angemietet haben, wurden zu Geldstrafen verurteilt. Künftig soll auch der Fang von Walen zu nichtwissenschaftlichen Zwecken verboten werden.
Umweltschützer von Greenpeace begrüßten den Start der Aktion, sagten aber, es gebe noch keinen Grund zur Freude. „Es gibt zu viele Bedenken und Fragen“, teilte die Organisation in Moskau mit. Es sei nicht bekannt, ob alle Vorbereitungen getroffen worden seien, wie etwa ein Gesundheitscheck. Ein Sprecher sagte, es sei nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass am Ende einzelne Wale „aus Profitgier“nicht freigelassen werden könnten.