Zuckerl, Richter, Heiratsantrag
Das in der Vorwoche an dieser Stelle auf- und beim Eintrag „Kuhhandel“wieder zugeschlagene Wahllexikon wird hiermit wieder geöffnet, und zwar bei: Mandat: Existiert in den Ausformungen Strafmandat und Nationalratsmandat. Wobei manche auch ein Nationalratsmandat als Strafe empfinden, und zwar dann, wenn sie zuvor Minister zum Beispiel für Inneres gewesen sind. Minister: Amt, das seit Neuestem auch ohne politische Ochsentour durch alle Etagen der Partei erreichbar ist. Misstrauensantrag: Nicht zu verwechseln mit dem Heiratsantrag. Während sich dieser in der Regel an eine Einzelperson richtet und kniend vorgetragen wird, kann der Misstrauensantrag, wie man gesehen hat, auch breiter gestreut werden, und das stehend. Nationalrat: Muss sich immer dann auflösen, wenn sich zwei Regierungsparteien nicht mehr so gut verstehen. Nicht zu verwechseln mit dem Bundesrat, an dem das alles spurlos vorübergeht. Neuwahl: Das müsste theoretisch das Gegenteil von Altwahl sein. Obmanndebatte: Langjährige Spezialität der ÖVP, wo die Pflege dieses wertvollen Kulturguts aber seit Längerem sträflich vernachlässigt wird. Gut, dass die SPÖ eingesprungen ist. Parlament: Ist bekanntlich zurzeit und bis auf Weiteres eine Baustelle. Richter: Sind einfach die besseren Regierungschefs, wie ja schon im „Buch der Richter“des Alten Testaments nachzulesen ist. Sperrminorität: Kleinwüchsiger Nachtportier, der am Abend das Parlamentsgebäude zusperrt. Staatskrise: Schwer zu definieren. Alles, was heuer geschah, war jedenfalls keine, sagt der Herr Bundespräsident. Übergangsregierung: Sozusagen der Übergangsmantel der Politik. Man kann der politischen Großwetterlage nicht wirklich trauen, muss sich aber noch nicht warm anziehen. Umfrage: Nur die wenigsten Menschen geben ungefragt Auskunft über ihre politische Haltung. Daher fragt man sie, und das heißt dann umgefragt. Verfassung: Ein anderes Wort für Zustand. Was insofern stimmig ist, als jemand, der sämtliche Verfassungsgesetze und Verfassungsbestimmungen lesen würde, alle Zustände bekäme. Vier-Prozent-Hürde: „Da könnt’ ja ein jeder kommen!“-Klausel im Wahlrecht. Kostet bestimmte Parteien einen Lacher. Aber wie lange noch? Vorgezogene Wahlen: Immer noch besser als ungezogene Wahlen. Wahlkampf: Man muss neidlos anerkennen, dass es dafür einfach keine bessere Definition gibt als jene von Michael Häupl: „Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz.“ Wahlkampfkostenrückerstattung: Das geht so: Der Steuerzahler zahlt den Parteien eine Parteienförderung. Dieses Geld geben die Parteien für den Wahlkampf aus und verlangen es dann vom Steuerzahler noch einmal zurück. Wahlzuckerl: Schlecht für die Zähne, schlecht für den Magen, schlecht für die Figur, aber halt sooo gut ... Zukunft: Wie schon Karl Valentin sagte: Sie war früher auch besser.