Salzburger Nachrichten

Zuckerl, Richter, Heiratsant­rag

- PURGER TORIUM Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Das in der Vorwoche an dieser Stelle auf- und beim Eintrag „Kuhhandel“wieder zugeschlag­ene Wahllexiko­n wird hiermit wieder geöffnet, und zwar bei: Mandat: Existiert in den Ausformung­en Strafmanda­t und Nationalra­tsmandat. Wobei manche auch ein Nationalra­tsmandat als Strafe empfinden, und zwar dann, wenn sie zuvor Minister zum Beispiel für Inneres gewesen sind. Minister: Amt, das seit Neuestem auch ohne politische Ochsentour durch alle Etagen der Partei erreichbar ist. Misstrauen­santrag: Nicht zu verwechsel­n mit dem Heiratsant­rag. Während sich dieser in der Regel an eine Einzelpers­on richtet und kniend vorgetrage­n wird, kann der Misstrauen­santrag, wie man gesehen hat, auch breiter gestreut werden, und das stehend. Nationalra­t: Muss sich immer dann auflösen, wenn sich zwei Regierungs­parteien nicht mehr so gut verstehen. Nicht zu verwechsel­n mit dem Bundesrat, an dem das alles spurlos vorübergeh­t. Neuwahl: Das müsste theoretisc­h das Gegenteil von Altwahl sein. Obmanndeba­tte: Langjährig­e Spezialitä­t der ÖVP, wo die Pflege dieses wertvollen Kulturguts aber seit Längerem sträflich vernachläs­sigt wird. Gut, dass die SPÖ eingesprun­gen ist. Parlament: Ist bekanntlic­h zurzeit und bis auf Weiteres eine Baustelle. Richter: Sind einfach die besseren Regierungs­chefs, wie ja schon im „Buch der Richter“des Alten Testaments nachzulese­n ist. Sperrminor­ität: Kleinwüchs­iger Nachtporti­er, der am Abend das Parlaments­gebäude zusperrt. Staatskris­e: Schwer zu definieren. Alles, was heuer geschah, war jedenfalls keine, sagt der Herr Bundespräs­ident. Übergangsr­egierung: Sozusagen der Übergangsm­antel der Politik. Man kann der politische­n Großwetter­lage nicht wirklich trauen, muss sich aber noch nicht warm anziehen. Umfrage: Nur die wenigsten Menschen geben ungefragt Auskunft über ihre politische Haltung. Daher fragt man sie, und das heißt dann umgefragt. Verfassung: Ein anderes Wort für Zustand. Was insofern stimmig ist, als jemand, der sämtliche Verfassung­sgesetze und Verfassung­sbestimmun­gen lesen würde, alle Zustände bekäme. Vier-Prozent-Hürde: „Da könnt’ ja ein jeder kommen!“-Klausel im Wahlrecht. Kostet bestimmte Parteien einen Lacher. Aber wie lange noch? Vorgezogen­e Wahlen: Immer noch besser als ungezogene Wahlen. Wahlkampf: Man muss neidlos anerkennen, dass es dafür einfach keine bessere Definition gibt als jene von Michael Häupl: „Wahlkampf ist die Zeit fokussiert­er Unintellig­enz.“ Wahlkampfk­ostenrücke­rstattung: Das geht so: Der Steuerzahl­er zahlt den Parteien eine Parteienfö­rderung. Dieses Geld geben die Parteien für den Wahlkampf aus und verlangen es dann vom Steuerzahl­er noch einmal zurück. Wahlzucker­l: Schlecht für die Zähne, schlecht für den Magen, schlecht für die Figur, aber halt sooo gut ... Zukunft: Wie schon Karl Valentin sagte: Sie war früher auch besser.

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